29 Jahre ohne Aufenthaltsrecht

ASYL Als sechsjähriges Flüchtlingskind kam Ahmed Siala 1985 aus dem Libanon nach Niedersachsen. Wann er eine Aufenthaltserlaubnis erhält, ist unklar

29 Jahre nach Verlassen des Libanon wartet Flüchtling Ahmed Siala weiter auf eine Aufenthaltserlaubnis des Kreises Hildesheim. Nachdem das Verwaltungsgericht Hannover Siala vor einem Jahr ein Aufenthaltsrecht verweigerte und ihm zum Beantragen eines türkischen Passes riet, sei sein Fall weiter ungelöst, teilte der Flüchtlingsrat Niedersachsen am Donnerstag mit.

Der Flüchtlingsrat habe den Landkreis im Frühjahr aufgefordert, Siala ein Aufenthaltsrecht wegen der Unzumutbarkeit der Ausreise zu gewähren. Einen Erlass für solche Fälle habe das Innenministerium in Arbeit, mehr als 1.000 Flüchtlinge in Niedersachsen könnten davon profitieren.

Der Fall Siala machte auch wegen des Schicksals seiner Frau Gazale Salame Schlagzeilen. Ebenfalls unter der Annahme türkischer Wurzeln wurde sie 2005 schwanger und mit einem einjährigen Kind in die Türkei abgeschoben, obwohl sie weder Sprache noch Land kannte. Nach vielen Prozessen und Protesten konnte sie im März 2013 zurückkehren.

Siala selbst hatte vergeblich auf ein Aufenthaltsrecht als staatenloser Kurde gepocht. Der Landkreis nämlich hatte die türkischen Wurzeln seines Vaters mit einem Familienregisterauszug von 1975 untermauert. Siala gehört zur Minderheit der Mhallami, die vor dem Zweiten Weltkrieg aus der Türkei in den Libanon übersiedelten, dort aber erst nach Jahrzehnten die Staatsangehörigkeit erhielten.

Die Erwägung, ihm ein Aufenthaltsrecht unter anderen Vorzeichen zu gewähren, scheiterte an strafrechtlichen Ermittlungen. Alle Verfahren aber seien im Frühjahr eingestellt worden, der Landkreis müsse nun endlich eine Aufenthaltserlaubnis erteilen, sagte Flüchtlingsrats-Geschäftsführer Kai Weber. Die beiden Töchter Sialas hätten inzwischen eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis erhalten.  (dpa)