Der Feind steht rechts

AUFKLÄRUNG In einem Informationsblatt warnt die Beratungsstelle „Pro Aktiv gegen Rechts“ vor rechtspopulistischen Argumentationsstrategien

Arbeitslose sitzen den ganzen Tag vor dem Fernseher, konsumierten dabei literweise Bier und kiloweise Chips, so das Klischee

Die Bremer Beratungsstelle „Pro Aktiv gegen Rechts“ veröffentlicht am kommenden Dienstag eine neue Broschüre über rechtspopulistische Strategien und Argumentationsmuster. Das Heft soll einen Einstieg in die Auseinandersetzung bieten und aufzeigen, dass hinter dem Rechtspopulismus eine Strategie steckt, „die unsere offene Gesellschaft angreift“.

In der Broschüre wird aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, wie sich RechtspopulistInnen typischerweise zu Themen wie Anti-Establishment, Gleichstellungs- und Familienpolitik, Migrations- und Asylpolitik, Feindbilder und Vorurteile, Innere Sicherheit und der Abwertung von Arbeitslosen positionieren.

Als stilistischen Kern rechtspopulistischer Parteien, macht ein Beitrag die Strategie aus, „sich in politischen Auseinandersetzungen als das Sprachrohr des Volkes darzustellen“. Dazu gehöre sowohl eine Abgrenzung nach oben – gegen die Politik oder PolitikerInnen, als auch nach außen, gegen ZuwanderInnen oder andere Minderheiten. RechtspopulistInnen bezögen sich auf eine homogene Gesellschaft, die der Komplexität und Vielschichtigkeit der realen Bevölkerung nicht gerecht werde, heißt es weiter.

Gemeinsam sei rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen ferner eine ideologische Verbindung zum Neoliberalismus: Diese trete am augenfälligsten bei der Abwertung von Arbeitslosen und SozialleistungsbezieherInnen in Erscheinung. Die symbolische Abwertung basiere auf den immer gleichen Zuschreibungen, heißt es im Heft: „Arbeitslose säßen den ganzen Tag vor dem Fernseher, konsumierten dabei literweise Bier und kiloweise Chips, trügen selten mehr als Unterhose und Unterhemd und vernachlässigten ihre Kinder.“ Das könnten sie dem Klischee nach deshalb, weil der Sozialstaat sie dazu einlade, es sich in der „sozialen Hängematte“ gemütlich zu machen.

Für Fabian Jellonnek von der Bremer Beratungsstelle „Pro Aktiv gegen Rechts“ geht es bei dem Projekt darum, einen Einstieg in die Auseinandersetzung anzubieten. Daneben werden auch Tipps für die Argumentation geliefert: „Beteiligen Sie sich nicht an Pauschalurteilen über Gruppen“, ist dort zu lesen. Oder: „Machen Sie darauf aufmerksam, wenn von Einzelbeispielen Rückschlüsse auf ganze Gruppen gezogen werden.“

Bevor das 48-seitige Heft im Januar in den Druck geht, steht es ab kommenden Dienstag unter www.pro-aktiv-gegen-rechts.bremen.de zum Download bereit.  LENA KAISER