Morddrohungen nach Pegida-Kritik

RECHTSPOPULISMUS Auch Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse wird in Hassbriefen angegriffen

BERLIN epd | Auch der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat wegen seines Einsatzes für Toleranz Morddrohungen erhalten. Die Texte trafen bei dem SPD-Politiker nach einem Auftritt in der ARD-Talkshow „Günther Jauch“ zum Thema „Pegida“ im Januar ein, wie die Mitteldeutsche Zeitung berichtete. So habe ein Mann damals an Thierse geschrieben, er hoffe, dass die Bürger ihn nach einem Attentat wie in Paris „im Schnellverfahren aufhängen“. Er wünsche Thierse einen „langsamen und qualvollen Tod“, erklärte ein weiterer Autor.

Thierse sagte der Zeitung, er finde das Ausmaß der Feindseligkeiten „erschreckend“. Dies gelte umso mehr, als er sich in der Fernsehsendung noch relativ maßvoll zu Pegida geäußert habe. Erst am Montag war bekannt geworden, dass sich nach Politikern in Nachbarländern auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) Morddrohungen ausgesetzt sieht.

In Dresden demonstrierten am Montagabend derweil nach Polizei- und Veranstalterangaben bis zu 3.000 Menschen gegen Pegida. Die vom Bündnis „Dresden nazifrei“ angekündigten Blockaden von Zufahrtsstraßen zum „Pegida“-Veranstaltungsort kamen nicht zustande. Die Polizei war mit insgesamt mehr als 1.500 Beamten im Einsatz. Eine Demonstration in Hör- und Sichtweite der „Pegida“-Kundgebung wurde von der Stadt und dem Verwaltungsgericht untersagt.

Zu einem Auftritt des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders waren zeitgleich weniger Pegida-Anhäger als erwartet gekommen. Anstatt der angekündigten 30.000 Teilnehmer versammelten sich Beobachtern zufolge nur etwa 8.000 Menschen. Wilders lobte in seiner auf Deutsch gehaltenen Rede unter anderem die „Pegida“-Anhänger als „Helden“, weil sie mit ihrem Einsatz die abendländische Kultur verteidigen würden. Außerdem betonte der bekannte Islamfeind, der Islam gehöre nicht zu Deutschland.

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