Geldsegen für die nächsten fünf Jahre

ANTIDISKRIMINIERUNG Ein neues Projekt des Migrationsrats Berlin-Brandenburg gegen Mehrfachdiskrimi- nierung wird vom Familienministerium gefördert. Das ruft neben Freude auch Bedenken hervor

Die Erwartungen an „MSO inklusiv!“ sind groß. Mit einem Grußwort weihte Barbara Loth, Staatssekretärin im Senat für Arbeit, Integration und Frauen, vergangene Woche das neue Projekt des Migrationsrats Berlin-Brandenburg (MRBB) ein. Sie betonte die Bedeutung von MigrantInnenselbstorganisationen (MSO) für die Politik und wünscht sich eine Verbindung der Integrationsarbeit mit einem Engagement für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Intersexuelle und Queere (LSBTIQ).

Einige der Anwesenden im Haus für Demokratie und Menschenrechte runzelten ob dieser Worte die Stirn: Ist es doch ohnehin das, wofür sich die mehr als 70 MigrantInnenselbstorganisationen im Raum Berlin-Brandenburg und der MRBB als ihr Dachverband seit Jahren einsetzen.

Fördermittel vom Bund

Neu ist, dass das Bundesfamilienministerium ein solches Projekt mit Fördergeldern unterstützt. Bis zu 130.000 Euro jährlich schüttet es im Rahmen des Programms „Demokratie leben!“ an Projekte wie „MSO inklusiv!“ aus. Dieses ist auf fünf Jahre angelegt und setzt sich gegen die Mehrfachdiskriminierung von LSBTIQ mit Migrationshintergrund ein. „Mehrfachdiskriminierung ist Realität. Daran muss man denken, wenn man Antidiskriminierungsarbeit betreibt“, sagt Larissa Hassoun, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Projekts.

Wie hoch die Fördersumme für „MSO inklusiv!“ ist, wollten die Verantwortlichen nicht sagen. Kein Geheimnis ist, dass der MRBB das Geld an Migrantenselbstorganisationen weitergibt, die sich aus dem gesamten Bundesgebiet mit ihren eigenen Projektideen bewerben können. Mit bis zu 4.200 Euro sollen laut Tugba Tanyılmaz, einer der Projektverantwortlichen, bevorzugt MSO unterstützt werden, die sich bereits den Themen sexuelle Vielfalt und Mehrfachdiskriminierung widmen.

Die sechs bisher Geförderten nähern sich den Themen auf unterschiedliche Art und Weise. Einige Projekte produzieren Videos und Filmbeiträge, ein anderes entwickelt gemeinsam mit Jugendlichen Theaterszenen und -stücke.

Dass der MRBB nun die Rolle des Geldverteilers einnimmt, wird innerhalb des Verbands auch kritisch gesehen: „Wir sind damit Teil der Industrie geworden und dürfen nicht Teil einer subtil diskriminierenden gesellschaftlichen Debatte werden“, äußerte Vorstandsmitglied Koray Yılmaz-Günay im Rahmen der Auftaktveranstaltung Bedenken. Dass es diese überhaupt gibt, ist bereits ein erster Schritt, die befürchteten Fehler zu vermeiden. RONNY MÜLLER