Spargelsaison eröffne: Polen stechen wieder deutschen Spargel

Auf den Feldern in und um Beelitz war die Nachfrage nach den Jobs als Erntehelfer erstmals wieder größer als das Angebot. Deutsche wollen sich weniger bücken als Polen, trotz der Wirtschaftskrise

Ein bestechender Job Bild: dpa

Brandenburgs Landwirtschaftsminister Dietmar Woidke (SPD) kann sich freuen. Nachdem in den vergangenen Jahren zunehmend Arbeitsplätze auf den Spargelfeldern unbesetzt blieben, meldeten die Beelitzer Bauern wieder eine gestiegene Nachfrage. Zusammen mit Spargelkönigin Caroline Wegner eröffnete Woidke gestern an der Bockwindmühle in Beelitz die diesjährige Spargelsaison.

"Es gab mehr Anfragen als Arbeitsplätze", sagt Manfred Schmidt, Vorsitzender des Vereins Beelitzer Spargel. Vor allem Polen seien wieder an der Saisonarbeit interessiert. Deutsche hielten sich dagegen weiter zurück. Dabei bekomme, wer fleißig sei, bei der Spargelernte ein gutes Gehalt. "Es gibt den tariflichen Lohn plus Leistungszulagen. Mehr als Harz IV ist das auf jeden Fall", meint Schmidt.

Über 5.000 Erntehelfer werden jedes Jahr von der Arbeitsagentur in Potsdam an die Bauernhöfe der Region vermittelt. "Viele der Helfer bleiben die ganze Saison. Sie ernten im Mai Spargel, später Erdbeeren und im Herbst dann Obst", erklärt Isabel Wolling, Sprecherin der Potsdamer Agentur. Allein für den Spargel würden 2.500 bis 3.000 Saisonarbeitskräfte an den 17 Höfen, die in und um Beelitz Spargel anbauen, benötigt.

"Nur etwa 15 Prozent der Vermittelten kommen aus Deutschland", sagt Wolling. Das entspreche auch der 2006 in Kraft getretenen Erntehelferregelung, die die Anzahl ausländischer Helfer begrenzt. Die Wirtschaftskrise habe zu keiner gestiegenen Nachfrage unter Deutschen geführt. "Die Kurzarbeiter sind schließlich weiter an ihre Unternehmen gebunden, weshalb wir noch keine signifikant höheren Arbeitslosenzahlen registrieren mussten." Vielmehr sei das deutsche Arbeitskräftepotenzial abgegrast. "Spargelstechen ist eine harte körperliche Arbeit, die nicht jeder machen kann", erklärt Wolling. "Es bringt nichts, jemanden zu dieser Arbeit zu zwingen." Mit regelmäßigen Informationstagen habe man fast alle aktivieren können, die für diese Tätigkeit in Frage kamen.

Verursacher der gestiegenen Nachfrage sind die polnischen Erntehelfer, die in den vergangenen Jahren vermehrt in England oder Irland Arbeit suchten. Grund waren ein schlechter Wechselkurs des Zloty zum Euro sowie die höheren Löhne auf den Inseln. "Seitdem sich der Kurs wieder verbessert hat, ist Deutschland als Arbeitsland wieder attraktiver geworden", meint Spargellobbyist Schmidt.

Neben den Polen würden auch vermehrt Bulgaren, Rumänen und Ukrainer auf Beelitzer Spargelfeldern beschäftigt. "Wenn Deutsche bei uns arbeiten, sind sie meist schon seit Jahren dabei", weiß Schmidt. "Generell bemühen sich die Bauern, feste, jedes Jahr wiederkommende Teams zusammenzustellen, die man nicht lange einarbeiten muss."

Der tarifliche Lohn für Erntehelfer liegt bei 4,07 Euro pro Stunde. Dazu kommen Leistungszulagen. "Wer viel sticht, bekommt ordentlich was drauf", meint Schmidt. Für deutsche Arbeitslose, die sich auf die Saisonarbeit einlassen, gibt es darüber hinaus von der Arbeitsagentur noch eine Saisonaufwandsentschädigung von 18 Euro pro Tag. Geerntet wird der Spargel traditionell bis zum Johannistag, der wie jedes Jahr auf den 24. Juni fällt. "Jüngere Anlagen kann man jedoch nur bis Ende Mai, ältere auch noch über Johannis hinaus stechen", sagt Schmidt.

Die Spargelbauern erwarten heuer einen besonders zarten Spargel: "Erst war es lange kalt, dann kam über Ostern plötzlich eine Hitzewelle, da schießt der Spargel geradezu", so Schmidt. "Und schnelles Wachstum bedeutet immer zarten Spargel."

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