Grüne auf die Straße

Der frühere Attac-Frontmann Sven Giegold will seine neue Partei wieder mit den sozialen Bewegungen versöhnen

BERLIN taz ■ Der grün gewordene Bewegungsgründer will jetzt die Grünen bewegen. Sven Giegold, Mitbegründer von Attac Deutschland und neuerdings Grünen-Kandidat für das EU-Parlament, hat schon 40 teils prominente Grüne für die anstehende Sitzblockade des Castortransports nach Gorleben gewonnen.

Er wolle – mit Verbündeten in Bundesvorstand und Grüner Jugend – versuchen, „die Verbindung zwischen den Grünen und den sozialen Bewegungen wieder sichtbar zu machen“, sagt Giegold. An Bewegungswurzeln wieder anzuknüpfen ist nach dem Gang in die Opposition 2005 bisher eine uneingelöste grüne Forderung geblieben.

Anfang November wird im niedersächsischen Zwischenlager Gorleben der nächste Transport mit Atommüll erwartet. Zur Anti-Atom-Demonstration am 8. November hat der Grünen-Bundesvorstand bereits aufgerufen. Die strafrechtlich sanktionierte Sitzblockade der Initiative x-tausendmal quer in der Nacht vom 9. auf den 10. November ist jedoch etwas anderes.

Sich auch daran zu beteiligen, haben auf Giegolds Liste nun nicht nur prominente Linksgrüne wie die Bundesvorsitzende Claudia Roth oder die Fraktionsvizechefin Bärbel Höhn unterzeichnet. Auch eine bekannte Reala wie die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt oder der Realo-Landeschef von Nordrhein-Westfalen, Arndt Klocke, sind dabei.

In der Vergangenheit hatten Spitzengrüne einiges Vertrauen von Aktivisten zerstört, indem sie an Demonstrationen vornehmlich zum Fotografiertwerden teilzunehmen schienen. Giegold empfiehlt: „Wir Politiker tun gut daran, uns nur als einfache Teilnehmer zu sehen.“ Der Gorleben-Termin liegt kurz vor dem Parteitag, auf dem Personalentscheidungen fallen.

Giegold hofft jedoch, dass das neue grüne Engagement für die neuen sozialen Bewegungen weiter reicht: Das Europäische Sozialforum 2010 ist in Istanbul. „Daran müssten wir Grünen mit unserer Türkeipolitik ein Interesse haben“, sagt er. UWI

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