Keine Panik? Voll die Panik!

Douglas Adams, der Schöpfer von „Per Anhalter durch die Galaxis“, ist tot

Der Mann verstand es, seine Fans auf die Palme zu bringen. Dabei war im Roman doch noch alles so einfach gewesen: Arthur Dent, unbedarfter Menschling und Hauptfigur in Douglas Adams’ Erfolgsbuch (und Hörspiel und Fernsehserie und Computerspiel) „Per Anhalter durch die Galaxis“ gerät nach der überraschenden Zerstörung der Erde durch einen intergalaktischen Bautrupp auf ein außerirdisches Raumschiff. Dort bekommt er von seinem Reisebegleiter Ford Prefect einen „Babelfisch“ verpasst. Er soll ihn sich in ein Ohr stecken, denn Babelfische ernähren sich von akustischen Mustern, scheiden Gehirnströme aus, sind also biologische Übersetzungsmaschinen. Arthur versteht fortan jeden außerirdischen Dialekt. So weit, so gut. Das muss doch auch im Computerspiel so funktionieren, dachte sich der unbedarfte Spieler und vermeintliche Kenner der Materie. Und tippte also an der Stelle, an welcher er als Arthur Dent in das fremde Raumschiff gerät und vor einem Babelfisch-Automaten steht: „Press button“.

Da musste doch jetzt dieser Fisch herauskommen, und den musste man sich nur noch ins Ohr stecken, und dann würde es schon irgendwie weitergehen. Falsch gedacht. Der Fisch, offenbar mit hohem Druck aus dem Automaten geschossen, segelt quer durch den Raum und verschwindet in einem Loch. Was tun? Jacke ausziehen, übers Loch hängen, Knopf drücken. Der Fisch schießt durch den Raum, prallt an der Jacke ab, fällt zu Boden und wird von einem Reinigungsroboter entsorgt. Also noch mal. Und noch mal. Und immer das boshafte Motto des Autors vor Augen: „Keine Panik!“

Es war ein mühseliger, lustiger, von Adams verminter Weg, den der gebeutelte Spieler gehen musste, bis der verdammte Fisch endlich im Ohr steckte. Und so war auch das gesamte Werk von Douglas Adams: Adams kannte den Erwartungshorizont seiner Rezipienten so genau, dass er sie mühelos immer wieder fehlleiten konnte. Kein Handlungsstrang vorhersehbar; alles neu, abgefahren, irre.

Die Idee zum „Anhalter“ kam Adams nach eigenen Angaben schon im Alter von 18 Jahren – da lag er, auf Reisen und leicht angetrunken, inmitten eines Feldes und hatte den Reiseführer „Per Anhalter durch Europa“ dabei. „Irgendwer“, dachte er sich da, „müsste mal ‚Per Anhalter durch die Galaxis‘ schreiben.“ Das tat er dann selbst, 1978, zuerst noch als Hörspiel für die BBC, dann als Buch, dann als Computerspiel, dann als Fernsehserie – an der Kinofassung arbeitete er gerade. Der „Anhalter“, verfolgte ihn zeitlebens. Zu vier Fortsetzungen wurde er durch den übergroßen Erfolg des ersten Bandes genötigt. Spätestens dem fünften Band war anzumerken, dass Adams keine Lust mehr hatte: „Mostly harmless“ war der Titel. Ein angemessener Titel.

Aber Adams, der sich auf Lesereisen geduldig den immer wieder gleichen Fragen ihn vergötternder, in den Achtzigern hängen gebliebener Nerds stellte, war natürlich mehr als nur der „Anhalter“-Adams. Er war ein Visionär der Kommunikation – sowohl mit seinem jüngsten Computerspiel „Raumschiff Titanic“ als auch mit dem interaktiven Reiseführer www.h2g2.com zeigte er, wozu man Computer verwenden kann, wenn man nur Fantasie hat. Er war ein begnadeter Unterhalter, der, nach dem „Anhalter“ auch in den Krimis um „Dirk Gently’s holistische Detektei“, bei aller gewollter Trivialität nie geradezu philosophische Tiefe vermissen ließ. Und er war ein großer Tierfreund. Die Arbeit an „Die letzten ihrer Art“, einem unterhaltsamen Führer durch die aussterbende Tierwelt, habe ihm, so sagte er einmal, am meisten Spaß gemacht.

Jetzt ist er tot, im Alter von 49 Jahren beim Training von einem Herzinfarkt niedergestreckt. Völlig überraschend. Viel zu früh.

STEFAN KUZMANY

Wer ihn immer noch nicht kennt oder nochmal spielen will: „The Hitchhiker’s Guide To The Galaxy“ gibt es im Internet unter www.douglasadams.com/creations/infocomjava.html