„Der Tod kommt auch zu den Besten“

Wenn die Soap-Opera für die DarstellerInnen selbst zum Drama wird: Die Werkbühne Robert Graf spielt „Schwester George muss sterben“ von Frank Marcus im Theater in der Bugenhagenkirche

Manche halten Fernsehserien für das wahre Leben. Bekämpfen ihren Frust damit, dass auch andere gute Zeiten und schlechte Zeiten haben. ZuschauerInnen wohlgemerkt. Doch auch SchauspielerInnen kann die Serienrolle zu Kopf steigen. Das meint jedenfalls Frank Marcus, Autor des Theaterstückes Schwester George muss sterben, das am 17. August im Theater in der Bugenhagenkirche Premiere hat.

Darin ist June Buckridge als bärbeißig-gutherzige Krankenschwester der Star der Fernsehserie „Applehurst – Chronik eines englischen Dorfes“. Doch eines Tages sinken die Einschaltquoten. Der nahe Serientod von „Schwester George“ steht bevor. Die neuen Drehbücher bringen Gewissheit. Eine Fernsehikone wird verabschiedet. Schauspielerin June zerbricht an diesem herzlosen Rausschmiss aus ihrer kleinen Fernsehwelt.

Regisseur Joosten Mindrup hat das britische Theaterstück von 1965 hervorgeholt. Einst hat er selbst als Laie in der Lindenstraße sein schauspielerisches Coming-out erlebt. Dann aber eine Schauspielausbildung an der Hamburger Freese-Schule absolviert und Theater gespielt. In den letzten zehn Jahren hat er seine Brötchen meist wieder beim Fernsehen verdient, ist „als Bösewicht durch Krimiserien gehoppelt“.

„Ich habe Situationen erlebt , bei denen Kollegen erst aus den Drehbüchern von ihrem Ausscheiden gehört haben“, erklärt Mindrup seinen Bezug zum Stück. Für die Fernsehserien wie für ihre DarstellerInnen seien die Boomjahre vorbei. „Selbst bekannte Kollegen nehmen Gastrollen beim Alphateam an, was sie vor ein paar Jahren noch naserümpfend abgelehnt hätten.“

Von diesen Abhängigkeiten handelt das Stück. Für June beginnt nicht nur der berufliche Abschied. Auch ihre Beziehung zu der sehr viel jüngeren Alice droht in die Brüche zu gehen. „Es ist ein Komödie mit Bitterkeit“, da sind sich die Darstellerinnen des ungleichen Paares einig. Bettina Radener (June) und Jeannine Platz (Alice) freuen sich über „Frauenrollen, die sich auch voneinander unterscheiden“. Das haben auch auf dem Theater nicht viele Texte zu bieten.

Das Bühnenbild hat Regisseur Mindrup selbst entworfen und aus Low-Budget Gründen mit ein paar Helfern auch gebaut. Entstanden ist eine Dachwohnung mit einigen leicht unterkühlten Stahlrohrmöbeln. June hat beim Lamentieren immer einen Rolltisch mit Minibar in Reichweite. An der Wand vergilben die Urkunden, ausgestellt für die „Miss Menschlichkeit“. „Horst Tappert hat ja auch Ehrentitel der Polizei erhalten“, kommentiert Mindrup die Accessoires.

Für Mindrup ist die Inszenierung gleichzeitig eine „Art aufwändige Bewerbung“. Über den Unterricht an der „Hamburger Schule für Sprech- und Schauspielkunst“ ist er zur Regie gekommen. Im Jahr 2000 hat er mit den SchülerInnen Schnitzlers Reigen inszeniert. Jetzt versucht er weiter, Intendanten auf sich aufmerksam zu machen. Christian Rubinstein

Premiere: Sa, 20 Uhr; weitere Aufführungen: 18.8.–8.9. jeweils Fr, Sa und So, 20 Uhr, Bugenhagenkirche, Biedermannplatz 19; Kartentelefon: 270 98 05 20