Das Grinsen der 1990er Jahre: Peter Hintze

Peter Hintze, berühmt-berüchtigter CDU-Generalsekretär der Kohl-Ära, steht nach langer Zeit auf den Hinterbänken vor einem Comeback. Der Erfinder der Rote-Socken-Kampagne ist für Regierungsämter und Fraktionsposten im Gespräch

Der Pfarrer ist wieder da. Peter Hintze, penetranter Protestant und zu Zeiten von Bundeskanzler Helmut Kohl CDU-Generalsekretär, winkt ein Comeback. Der mittlerweile 55-Jährige ist wieder für hohe Ämter und Posten im Gespräch. Wenn morgen die Kanzlerwahl von Angela Merkel klappen sollte, könnte Hintze NRW-CDU-Landesgruppenchef werden, heißt es. Oder Staatsminister im Kanzleramt. Oder Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Staatssekretär war Hintze schon einmal. Von 1991 bis 1992 arbeitete er der Bundesjugendministerin, einer gewissen Angela Merkel, zu.

Berühmt und berüchtigt wurde Hintze allerdings ab 1992, als CDU-Patriarch Helmut Kohl ihn als Nachfolger von Volker Rühe zum Parteimanager machte. Wer dachte, man könne die CDU-Regierungspolitik nicht brachialer und schmerzfreier verteidigen als „Rambo“ Rühe, täuschte sich. Hintze wurde zum Sinnbild des schleimigen Kohl-Jüngers. Jede noch so peinliche Volte des nach der Wende glücklosen Einheitskanzlers redete Hintze schön. Mit dem sanften Dauergrinsen Hintzes verbindet sich für viele die Erinnerung an die überreife, feudal durchtränkte Phase der CDU-Herrschaft. 1998 schaffte die SPD mit Gerhard Schröder den Kanzlerwechsel – Kohl war weg, und Hintze verschwand auf den parlamentarischen Hinterbänken. Auf dem Essener CDU-Parteitag 2000 scheiterte Hintze mit nur 45 Prozent der Stimmen bei der Vorstandswahl.

Innerparteilich präsent blieb Hintze jedoch immer, etwa als einflussreicher Strippenzieher bei den Christdemokraten in seiner politischen Heimat Wuppertal. In der bergischen CDU spielte Hintze nicht selten die Rolle des Königsmachers und Karriereförderers. Der Bundestagsabgeordnete stehe gut mit dem Wuppertaler CDU-Chef Jürgen Hardt und Jochen Reck, dem Generalsekretär der CDU-NRW aus der Schwebebahnstadt, heißt es.

Hintze, Hardt und Reck verlebten gemeinsame Zeiten in der CDU-Bundeszentrale – in den 90er Jahren. Hardt war damals wie Reck Mitarbeiter von CDU-Generalsekretär Hintze. Unter Führung des Pfarrers wurde die so genannte „Rote-Socken-Kampagne“ gegen SPD und PDS gestartet. Das Trio sicherte Kohl so 1994 die Wiederwahl. Zwar sollen sich Hintze und sein damaliger Bundesgeschäftsführer Reck vor dessen Abgang 1996 überworfen haben, doch mittlerweile seien die beiden Partei-Bürokraten wieder gut, so ein CDU-Insider.

Zwar ist Hintze gebürtiger Bad Honnefer, war sieben Jahre lang evangelischer Pfarrer in Königswinter, doch seine Verwurzelung in der Politheimat Bergisches Land dürfte ihm auch bei seinem langen Anlauf für ein Comeback geholfen haben – nach Jahren im politischen Off der Europapolitik. Mit den designierten Ministern Schäuble und Seehofer sowie der erwarteten Kanzlerin Merkel könnte Hintze, der eventuelle Ambitionen auf Anfrage nicht kommentieren wollte, ein 90er-Revival der alten Kohl-Riege feiern. MARTIN TEIGELER