30 inhaftierte Frauen im Iran wieder frei

Drei bekannte Frauenrechtlerinnen, die am Sonntag in Teheran festgenommen worden waren, sind noch im Gefängnis. Sie hatten auch zu einer Kundgebung am Frauentag aufgerufen. Weitere Aktivistinnen werden vom Geheimdienst einbestellt

VON BAHMAN NIRUMAND

Von den 33 Iranerinnen, die bei einer Protestkundgebung vor dem Revolutionsgericht am vergangen Sonntag in Teheran verhaftet worden waren, sind alle bis auf drei gegen hohe Kautionen aus der Haft entlassen worden. Wie Nasrin Afzali in einem Interview mit dem Online-Magazin „Adwar News“ nach ihrer Freilassung berichtete, handelt es sich bei den dreien um Schadi Sadr, Mahbubeh Abbasgholi und Jila Baniyaghub. Sie sind prominente Aktivistinnen, die die Verantwortung für die Kundgebung und einen Aufruf zu einer weiteren Kundgebung am internationalen Frauentag übernommen haben.

Die Protestkundgebung, an der rund hundert Frauen und Männer teilgenommen hatten, richtete sich gegen die Einbestellung von fünf Frauenrechtlerinnen beim Revolutionsgericht. Den Frauen wird vorgeworfen, Aufruhr gestiftet, die nationale Sicherheit gefährdet und Grundsätze der islamischen Moral und Ethik missachtet zu haben.

Die Aktivitäten der Frauen im Iran ziehen immer weitere Kreise. Vor allem die „Kampagne eine Million Unterschriften für Gleichberechtigung“, die vor einigen Monaten gestartet wurde, hat landesweit Frauen zum Kampf für ihre Rechte mobilisiert. Im Gegensatz zu vielen islamischen Staaten ist es im Iran Frauen gelungen, ihre Position in der Gesellschaft immer weiter auszubauen. Heute stellen Frauen sechzig Prozent der Studierenden. Es gibt bereits mehr Akademikerinnen als Akademiker, was einige Abgeordnete im Parlament dazu veranlasst hat, eine Quotenregelung zu beantragen, die den Anteil der Frauen an den Universitäten auf höchstens fünfzig Prozent einschränken soll. Dennoch sind Frauen rechtlich benachteiligt. Die „Kampagne eine Million Unterschriften“ will diesen Zustand ändern.

Aus der Sicht der Islamisten ist die Frauenbewegung, an der auch religiöse Frauen stark beteiligt sind, eine große Gefahr. Denn sie richtet sich gegen die verkrusteten Moralvorstellungen der Islamisten, verbreitet den Ruf nach Freiheit und Menschenrechte und stärkt die Zivilgesellschaft.

Am Montag versammelten sich einige hundert Studenten in Teheran aus Solidarität mit dem Protest der Frauen und forderten die sofortige Freilassung der Festgenommenen gefordert. Am gleichen Tag veröffentlichten 620 Kulturschaffende, Politiker, Journalisten und Rechtsanwälte einen offenen Brief an Justizchef Haschemi Schahrudi, indem sie mit Hinweis auf das in der Verfassung verankerte Versammlungsrecht gegen die unrechtmäßige Festnahme der Frauen protestierten.

Offenbar haben die massiven Proteste im In- und Ausland zur Entlassung der meisten Frauen geführt. Doch zugleich wurde bekannt, dass gestern sieben Frauen, die zwar nicht an der Kundgebung teilgenommen hatten, aber zu den Initiatorinnen der „Kampagne“ gehören, telefonisch zu einem „freundlichen Gespräch“ zum Geheimdienst bestellt wurden.