Viva Vivantes – die Klinik lebt

Der neue Chef der Vivantes-Kliniken, Joachim Bovelet, präsentiert erneut eine Erfolgsbilanz des Klinikkonzerns. Das ehemals marode Unternehmen will nun sogar einen Klinikneubau schultern

VON ANNE HERZLIEB

Der Krankenhauskonzern Vivantes befindet sich offenbar auf dem Weg der Besserung. Der neue Klinikchef Joachim Bovelet meldete gestern einen Jahresüberschuss von 7 Millionen Euro, 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit der Bilanz sei der Konzern heute auf „dem Weg zur wirtschaftlichen Gesundung“, sagte Vivantes-Geschäftsführer Jörg-Olaf Liebetrau.

Das dritte Mal seit seiner Gründung schreibt der größte kommunale Krankenhauskonzern Deutschlands nun schwarze Zahlen. Eine respektable Erfolgsbilanz, die auch für die Patientenzahlen gilt: Etwa jeder dritte Krankenhauspatient in Berlin wurde 2006 an den rund 100 Fachkliniken und Instituten des Konzerns versorgt. Dies zeige, dass „die Berliner Vertrauen in die Vivantes-Kliniken haben“, sagte Bovelet.

Als Joachim Bovelet am 1. Februar dieses Jahres die Klinikleitung übernahm, trat er ein schwieriges Erbe an: 190 Millionen Schulden, bevorstehende Sanierungen von mehreren Millionen Euro bei vergleichsweise bescheidenen Gewinnen. Der Senat rettete den defizitären Konzern mit einer Finanzspritze vor dem Kollaps. Zur Rettung trug auch eine außergewöhnliche Vereinbarung zwischen Geschäftsführung, Betriebsrat und Gewerkschaften bei. Die Mitarbeiter nahmen Einbußen beim Weihnachts- und Urlaubsgeld in Kauf, im Gegenzug verzichtete das Unternehmen bis 2010 auf betriebsbedingte Kündigungen.

Inzwischen ist der Konzern so weit saniert, dass er einen Teil der Lohneinbußen an seine Mitarbeiter zurückzahlen kann. Und sich neue finanzielle Herausforderungen zutraut: Auf 47 Millionen Euro bezifferte Geschäftsführer Liebetrau die Summe für den Neubau eines Krankenhauses in Hellersdorf. Zuschüsse vom Land Berlin gebe es dafür nicht, Vivantes trage die Kosten selbst, betonte Liebetrau. Einem entsprechenden Antrag der Geschäftsführung stimmte der Aufsichtsrat von Vivantes am Donnerstag zu.

Für Mario Czaja, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, ist die positive Finanzlage des Konzerns Indiz dafür, dass Vivantes die öffentliche Hand als Eigentümer nicht brauche. Jedoch müsse der Senat die Beteiligung von privatem Kapital ermöglichen. Denkbar sei, so Czaja, dass sich „die Berliner in Form von Aktien an Vivantes beteiligen“.

Bereits im Februar hatte Finanzsenator Thilo Sarazzin (SPD) erklärt, dass das Land Berlin auf Gewinnausschüttungen verzichten wolle. Im Normalfall verbleibt der erwirtschaftete Gewinn im Unternehmen. Da das Land Berlin Mitglied im Vivantes-Aufsichtsrat ist, könnte es theoretisch Dividenden einfordern, tut dies jedoch nicht. Aus der Finanzverwaltung hieß es gestern, man bewerte die wirtschaftliche Entwicklung von Vivantes positiv. Trotz der schwierigen Bedingungen im Zuge der Gesundheitsreform und der sinkenden Krankenkasseneinnahmen sei Vivantes auf gutem Kurs. Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) sagte der taz: „Das ist ein gutes Ergebnis. Es zeigt, dass Vivantes ein wichtiges Unternehmen für die Berliner Wirtschaftsstruktur ist und dass es richtig war, den Konzern nicht zu privatisieren.“

Bovelet könnte in den nächsten Monaten von seinem letzten Job profitieren: Als Geschäftsführer bei den privaten Paracelsus-Kliniken hat er mit Sanierungen schon Erfahrungen.