WAS MACHT EIGENTLICH ...… die Gedächtniskirche?
: Bröckeln

Westberlin hat kein Glück mit seinen Wahrzeichen. Nicht nur sind sie zweitrangig geworden, seit der Wiedervereinigung, kommt noch dazu, dass sie vor sich hin kümmern und keiner sie will. Wem sagt der Funkturm noch was angesichts des Fernsehturms? Wer interessiert sich noch fürs Charlottenburger Schloss angesichts der Schlossdebatte in Mitte? Wen interessiert der Steglitzer Kreisel, wo er nun doch den Potsdamer Platz hat? Und nun das: Das einzige echte Westberliner Denkmal, die Gedächtniskirche, verkommt immer mehr zur echten Ruine.

Das dekorativ zerbombte Überbleibsel kaiserzeitlichen Sakralbauens muss dringend saniert werden. Eis, Regen und Umweltverschmutzung haben die Fugen zwischen den Steinquadern ausgewaschen, das Gebälk ist morsch und das Rohrsystem völlig verrostet. Vor dem nächsten Winter müsse etwas getan werden, sagt der Vorsitzende des Gemeindekirchenrats, Wolfgang Kuhla. Die Generalsanierung des 68 Meter hohen Turms wird nach Zeitungsangaben mindestens 3 Millionen Euro kosten. Woher das Geld kommen soll, ist unklar. Weder die Stiftung der Gedächtniskirche noch die Gemeinde könnten die Mittel aufbringen, man sei auf Sponsorenhilfe angewiesen.

Da sind wir wieder beim eingangs erwähnten Problem. Da genießen Wohnungen und selbst Vornamen aus Kaisers Zeiten ausgiebige Nutzung, und ausgerechnet ein hundertjähriger Bau namens Wilhelm steht im Regen. WS, MLO FOTO: AP