Polizisten sind doch keine Antisemiten

FU-Psychologen entlasten Polizeischüler vom Verdacht des Antisemitismus. Gutachten: kein extremes Gedankengut

Die in den Verdacht antisemitischer Einstellungen geratenen Polizeischüler werden nicht entlassen. Nach der Untersuchung des Vorfalls an der Landespolizeischule durch ein Expertenteam der Freien Universität (FU) könnten die Beteiligten „frei von jedem Verdacht“ ihre Ausbildung fortsetzen, erklärte gestern Polizeipräsident Dieter Glietsch.

Bei einem Projekttag mit dem Holocaust-Überlebenden Isaak Behar lehnten es die Polizeischüler dem Zeitzeugen zufolge ab, über den Mord an den Juden zu reden, weil sie sich nicht verantwortlich fühlten. Laut Polizeipräsidium ließen sich die Vorwürfe nach Meinung der FU-Experten vom Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie unter Leitung von Professor Herbert Scheithauer nicht erhärten. Die Äußerungen ließen in ihrem Kontext nicht auf antisemitische Einstellungen oder rechtes Gedankengut schließen, hieß es. Aus Einzelbefragungen, sogenannten kognitiven Interviews, ergebe sich ein „einheitliches Bild“.

Demnach hätten einige Schüler bei der Diskussion über Schuldzuweisungen am Holocaust geäußert, dass „sie als Vertreter einer späteren Generation in den Medien teilweise immer noch für den Holocaust verantwortlich gemacht werden und dies als unangemessen empfinden“, heißt es im Gutachten. Damit sollte aber nicht die mangelnde Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit dem Thema signalisiert werden. EPD