Sterben auf Raten

Neue Unruhe wegen ehemaliger HWP: Nach Integration in die Uni soll die Nachfolgeeinrichtung jetzt aufgelöst werden. Dekan Wolfgang Weber verspricht, den Studiengang Sozialökonomie zur erhalten

VON KAIJA KUTTER

Man hatte sie im Stadtbild schon vermisst. Studierende der Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP), die mit spektakulären Aktionen wie Freeclimbing an Campuswänden oder Nacktdemos auf dem Rathausmarkt für den Erhalt ihrer Hochschule kämpfen. Jetzt sind sie wieder da.

Seit April 2005 gibt es die HWP nicht mehr, das „H“ im Namen wurde durch ein „D“ ersetzt, das Kürzel steht für „Department“. Das neue DWP ist eines von drei Departments der neuen Fakultät „Wiso“, zu der sie mit den Wirtschaftswissenschaftlern (Wiwis) und Sozialwissenschaftlern (Sowis) der Uni-Hamburg verschmolz – „um sich gegenseitig zu befruchten“, hatte Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) seinerzeit erklärt.

Die Sache schien zunächst gut zu gehen. Im neu gegründeten „Fakultätsrat“ entschieden je sieben Vertreter der drei alten Institutionen. Doch seit am 12. April dort ein „Eckpfeilerpapier“ zur weiteren Zukunft auftauchte, sind die Studierenden des DWP wieder alarmiert. Es solle zwar weiter drei „Departments“ geben, heißt es in dem Schriftstück: eines für Volkswirtschaftslehre (VWL), eines für Betriebswirtschaftslehre (BWL) und eines für Sozialwissenschaften. Die Wiwis machen sich breit und fordern zwei Departments, dafür soll das DWP verschwinden.

Es kommt nur noch als Studiengang Sozialökonomie vor, der einen „Studiengangsleiter“ erhält. Seine Lehrenden, die, weil es sich um ein interdisziplinäres Studium handelt, querbeet von Jura über Politologie bis Wirtschaft verschiedenen Fachrichtungen angehören, sollen sich den Fachdisziplinen der anderen drei „D“s zuordnen.

Am Mittwoch traten DWP-Studierende wieder in einen zweitätigen Streik. Und als am Freitag die Aidadiva im Hafen getauft wurde, schipperten 50 Studierende in einer Barkasse auf der Elbe und hielten ein Banner „Hurra, die Aida läuft aus, unser Boot geht unter“ in die Kameras.

Dass es 2008 nach der dreijährigen „Gründungsphase“ eine neue Struktur geben soll, steht auch im „Wiso-Gesetz“. „Aber, dass man uns dann unser Department wegnimmt, war nicht klar“, sagt Britta Hamann vom studentischen Fachschaftsrat. „In dem Gesetz steht nicht, dass nach drei Jahren das DWP aufgelöst wird, sondern dass es eine sinnvolle Struktur geben soll“, ergänzt Kommilitone Bela Rogalla. Ohne Department und dessen Ausschüsse habe die frühere HWP „gar keine Struktur mehr“. Derzeit werde das DWP durch einen Prodekan im Wiso-Dekanat vertreten. Rogalla: „Wenn wir den dort nicht mehr haben, werden die Mittel ohne uns verteilt.“

Schon jetzt hätten sich die Studienbedingungen durch die Uni-Fusion „sehr verschlechtert“, bemängelt Britta Hamann: „Es gab nur Nachteile, keine Vorteile.“ So habe es im Wintersemester in Volkswirtschaftslehre nur zwei Vorlesungen gegeben statt der üblichen fünf. Hamann: „Wir sollen in sechs Semestern fertig sein, das schaffen wir nicht, wenn es zu wenig Seminare gibt.“ Statt eigener interdisziplinärer Vorlesungen, so fürchtet sie, müssten die DWPler künftig an den „monodisziplinären Massenvorlesungen“ der Departments BWL und VWL teilnehmen. „Mit 700 statt mit 100 Leuten, da ist ein Gespräch mit dem Professor nicht möglich“, kritisiert Hamann.

Diese Befürchtungen seien „nicht völlig aus der Luft gegriffen“, sagt Wiso-Dekan Wolfgang Weber. Auch treffe zu, dass es zuletzt weniger Vorlesungen gab, weil vier DWP-Professuren vakant gehalten wurden. Diese würden jetzt aber wieder besetzt. Auch sei die alte HWP, die bei Rankings über Studienbedingungen immer besser abschnitt, ein „Vorbild“ für den Rest der Fakultät. Weber: „Unser Ehrgeiz ist, die guten Studienbedingungen dort zu erhalten.“

Darüber hinaus betreibe man „große Anstrengungen“, um die Zahl der Massenveranstaltungen auch bei den Wiwis zu reduzieren. So werde es im Fach „Kosten- und Leistungsrechnung“ statt nur einer vier parallele Vorlesungen und 23 Übungsgruppen geben. Bisher teilten sich dort 500 bis 1.000 Studierende die Aufmerksamkeit eines Lehrenden.

Laut Weber handelt es sich beim „Eckpfeilerpapier“ nur um einen Vorschlag der gerade erst begonnenen Diskussion. Er hält es auch für möglich, dass es keine Departments mehr gibt und stattdessen fünf „Studiengangbereiche“ im Rahmen einer ganz neu entwickelten Struktur. Er habe den Eindruck, dass es den Studierenden wichtig sei, „institutionelle Identität zu sichern“, sagt Weber und verspricht: „Das werden wir berücksichtigen.“