Sarkozy vor Royal

AUS PARIS DOROTHEA HAHN

Es wird ein Duell Monsieur gegen Madame. Am 6. Mai findet die Stichwahl zwischen dem 52-jährigen Nicolas Sarkozy und der 53-jährigen Ségolène Royal statt. Die beiden gehen mit klarem Abstand als Bestplatzierte der zwölf KandidatInnen aus dem gestrigen ersten Durchgang der Präsidentschaftswahlen in Frankreich hervor. Sarkozys Ergebnis liegt in den ersten Hochrechnungen bei knapp 30 Prozent, Royal bei 26 Prozent.

Die Wahlbeteiligung erreichte mit mindestens 85 Prozent einen historischen Höchststand in der V. Republik. Der Rechtsliberale François Bayrou, den die Umfrageinstitute in den Vorwochen aufgeblasen hatten, aber auch der Rechtsextreme Jean-Marie Le Pen blieben weit abgeschlagen als dritter und vierter Mann zurück. Bayrou hat rund 18 Prozent. Le Pen rund 11 Prozent. Unter den kleineren KandidatInnen schnitt der Trotzkist Olivier Besancenot am besten ab. Nach verschiedenen Hochrechnungen kam er gestern fast an fünf Prozent heran. Ihm folgen der Rechte Familienpolitiker Philippe de Villiers und die Kommunistin und Antiliberale Marie-George Buffet. Der Globalisierungskritiker José Bové konnte mit seinem Wahlkampf nicht überzeugen. Erste Hochrechnungen platzierten ihn um ein Prozent. Ebenso kam die Grüne Dominique Voynet auf ein bis zwei Prozent.

Diese Präsidentschaftswahlen verlaufen damit zugleich klassisch und historisch. Klassisch, weil nach dem Debakel von 2002 wieder eine Rechts-links-Entscheidung ansteht. Historisch – weil mit Royal erstmals eine Frau in die Stichwahl kommt. Angesichts von drei Vertretern der französischen Rechten unter den vier bestplatzierten KandidatInnen, sind die Wählerreservoirs von Royal freilich enger als die von Sarkozy. Der UMP-Kandidat kann auf die Unterstützung der rechtsextremen WählerInnen hoffen, die er seit Monaten umwirbt. Er kann auch mit den Stimmen der meisten WählerInnen von Bayrou rechnen, der in seiner langjährigen Politikerkarriere stets auf der rechten Seite gestanden hat.

Royal hingegen wird es schwerer fallen, Bayrou-WählerInnen für sich zu gewinnen. Allerdings kann sie als Joker die Liebäugelei einiger „Elefanten“ der PS einsetzen. Der verhinderte PS-Präsidentschaftskandidat Dominique Strauss-Kahn und seine Freunde, aber auch zahlreiche AnhängerInnen von Lionel Jospin haben bereits die Bereitschaft zu enger Zusammenarbeit mit der UDF von Bayrou signalisiert.

Auch auf ihrer Linken wird die Bündnissuche für Royal schwierig werden. Mehrere unter den sechs linken KandidatInnen, die neben ihr angetreten waren, haben schon in der ersten Wahlkampfphase signalisiert, dass sie keine Wahlempfehlung für die Sozialdemokratin aussprechen werden. Andere – wie die Kommunistin Buffet und die Grüne Voynet – haben ihre Unterstützung in Aussicht gestellt. Dieses Mal traten zudem mit „nur“ sechs Kandidaten auch weniger Linke an. Dennoch blieb für viele WählerInnen, deren politische Heimat links von der PS ist, die politische Landschaft unübersichtlich. Sie hätten es vorgezogen, dass die KPF, die trotzkistische LCR und der globalisierungskritische Bauer José Bové gemeinsam statt getrennt an die Urne treten, nachdem sie zwei Jahre zuvor zusammen Kampagne gegen die EU-Verfassung gemacht hatten.

Gestern konnten mehr als 44 Millionen Menschen wählen – darunter mehr als drei Millionen ErstwählerInnen. Unter ihnen nicht nur junge Erwachsene, sondern auch zahlreiche ältere, die sich erst wegen des „Schocks vom 21. April“ (2002) in die Wählerlisten eingetragen haben. Schon am frühen Morgen hatten sich lange Schlangen vor den Urnen gebildet. Bereits am Mittag hatten gestern die WählerInnen immer wieder dieses Wort auf den Lippen: historisch“. Der meistgenannte Vergleich: das Jahr 1981. Damals zog mit François Mitterrand ein Sozialist in den Élysée-Palast.