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: Opfer Landesbibliothek

Kann man sich darüber freuen, dass der Weg frei ist für die Mitte Berlins? Man kann – und man kann doch wieder nicht. Gut ist, dass Klaus Wowereit seiner Verantwortung für den Schlossplatz noch gewahr wurde und die bockige Haltung in Sachen Kostenbeteiligung aufgegeben hat. Wichtig bleibt auch, zu erwähnen, dass Wolfgang Tiefensee bei dem Bauvorhaben den nostalgischen Begehrlichkeiten die Stirn bietet und die Spuren der DDR-Vergangenheit nicht zu verwischen gedenkt.

KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Das war es an guten Nachrichten. Ist doch die Entscheidung fatal, die Berliner Zentrale Landesbibliothek und die Sammlungen der HU im Neuschloss quasi auf die Fläche eines Bierdeckels einzudampfen. Zum einen verabschiedet sich Berlin damit von seinem Ziel, am Schlossplatz Räume für die immerhin größte Landesbibliothek der Republik und mediale Schatzkammer des Landes entstehen zu lassen. Ein Programm, mit dem einmal wegen seiner Notwendigkeit und überirdischen Dimensionen regelrecht gebuhlt wurde, wird jetzt dem herrischen Flächenfraß der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und deren Außereuropäischer Sammlung geopfert.

Zum anderen muss sich Wowereit fragen lassen, ob der Wahn, in Berlin mehr als einen zweiten Louvre entstehen zu lassen, nicht am Ziel einer urbanen Mitte vorbeischießt. Nach dem jetzigen Stand der Dinge wird von der Museumsinsel bis zum Schlossplatz hinunter ein musealer Raum gestaltet, in dem die touristischen Massen allenfalls die Statisten einer urbanen Lebendigkeit bleiben. Wirklich städtische Mischung zöge vor Ort mit einer großen modernen Bibliothek ein. Sie wäre das Salz in der Museumssuppe: öffentlich, urban, berlinisch.