Wasser marsch!
Straßenbäume verdursten

Seit einem Monat hat es so gut wie nicht mehr geregnet. Dabei brauchten die Pflanzen gerade jetzt im Frühling viel Wasser, um kräftig wachsen zu können. Doch die Folgen der Trockenheit bekommen auch die Berliner schmerzhaft zu spüren

Genau einen Monat ist es nun bereits her: Der letzte nennenswerte Regen in Berlin fiel am 23. März. Seitdem hat es – wie in der Nacht auf Dienstag – nur immer mal wieder leichten Niederschlag gegeben. Zusammen gekommen seien seitdem je nach Stadtlage etwa zwei bis drei Liter pro Quadratmeter, berichtet Norbert Becker-Flügel vom privaten Wetterdienst MC Wetter. Normal sei zu dieser Jahreszeit eine Monatsmenge von 40 Litern pro Quadratmeter. „Gott sei Dank war der März ein nasser Monat.“ So könne die Vegetation die Apriltrockenheit eher verkraften. Eine längere Trockenperiode im Frühjahr sei zwar nicht unbedingt ungewöhnlich. Eine Besserung ist allerdings nicht in Sicht. Bis Anfang Mai sei kaum mit Niederschlag zu rechnen, erklärt Becker-Flügel. Auch werde der April zu warm ausfallen – so wie jeder Monat seit September vergangenen Jahres. „Die lange Phase von zu warmen Monaten kann einem schon Sorge bereiten“, meint der Meteorologe mit Blick auf den Klimawandel. Jetzt hänge es sehr davon ab, ob sich dieser Trend auch im Sommer fortsetze. ROT

Wenn es einige Wochen lang nicht regnet, leiden vor allem die jungen Straßenbäume. Ihre Wurzeln reichen noch nicht in das tiefer liegende Schichtwasser, und oft beschränkt sich die potenziell Wasser aufnehmende Fläche um den Baum auf wenige Quadratmeter, weil Straße und Bürgersteig versiegelt sind. Gerade zu Beginn der Vegetationsphase ist eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit aber enorm wichtig, damit die Bäume, die durch Abgase und Hundeurin ohnehin gestresst sind, austreiben können. Einfaches Gegenmittel gegen die Dürre: die Bäume wässern. „Wir sind immer dafür, dass die Berliner die Bäume vor ihrer Haustür gießen“, so Sabine Koß, die Leiterin der Grünflächenpflege in Pankow. Der Bezirk schreibe gerade die Bewässerung von 2.000 Jungbäumen an private Firmen aus. ROT

Feinstaub liegt in der Luft

Die gute Nachricht: Der kurze Schauer vorletzte Nacht reichte aus, den Staub in der Luft zu reduzieren. Dass der Niederschlag zu gering war, um der Vegetation in der Wachstumsphase zu helfen, ist ein anderes Problem.

Nach Informationen von Eberhard Reimer, Meteorologe an der Freien Universität und zuständig für troposphärische Umweltforschung, ist die Feinstaubbelastung derzeit nicht so hoch. Sie hängt von Luftströmungen ab. Bei nördlichen und westlichen Strömungen, wie sie jetzt vorherrschen, wird die Luft in der Hauptstadt sauberer. Bei ihrer Reise über den Atlantik kann die Luft keinen Staub mitnehmen. Bei ruhigen Wetterlagen oder bei südwestlichen und östlichen Strömungen steigen die Werte hingegen. Dann werden auch mehr Stäube, die von Menschen gemacht sind, nach Berlin transportiert. Das können Industrieabgase sein, Dieselruß, aber auch Staub von Äckern. Der von der EU festgelegte Mittelwert für Staub liegt bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Eine Stadt darf diesen Wert nur an 35 Tagen im Jahr überschreiten. In Berlin ist die Belastung an vielen Orten höher als erlaubt – an der Frankfurter Allee zum Beispiel an 69 Tagen im Jahr 2006.

Ende März gab es kurzzeitig eine sehr hohe Belastung durch Stäube – nicht nur Feinstäube, sondern auch größere Partikel –, als der Wind von Süden auf Osten drehte. Zuerst kamen Saharawinde, dann Ostwinde, die durch Industriestaub und Brände in der Ukraine angereichert waren. Da habe es Spitzenwerte bei einigen Messstationen bis zu 300 Mikrogramm pro Kubikmeter, vor allem in Sachsen, gegeben, sagt Reimer. „Solche Phänomene interessieren uns Wissenschaftler.“ WS

Aktuelle Feinstaubbelastung in Deutschland: www.env-it.de/luftdaten/map.fwd?comp=PM1

Pollen fliegen unbehelligt

Anders als beim Feinstaub wird es bei der Pollenbelastung in den nächsten Tagen keine Linderung geben. „Wenn es sonnig und trocken bleibt, verstärkt das die Wirkung“, sagt Eberhard Reimer, Meteorologe an der Freien Universität Berlin. Es bleibt trocken und sonnig. Derzeit sind es vor allem die Birkenpollen, die in Berlin wüten. Demnächst setzen die Gräser nach. Ausweichmöglichkeiten gibt es kaum: Auch wer diese Zeit normalerweise hoch oben in den Bergen verbringt, um seine Ruhe zu haben, dürfte mit der Urlaubsplanung falsch liegen, denn in diesem Jahr blüht alles mindestens zwei Wochen früher als sonst. Auf der Webseite des deutschen Wetterdienstes können sich Betroffene über die aktuelle Pollenlage informieren. WS

www.dwd.de/de/wir/Geschaeftsfelder/Medizin/Pollenvs/abfrage.htm

Raps und Roggen vertrocknen

Wer Brandenburger Ackerboden in die Hand nimmt, spürt es sofort: Die Erde rieselt durch die Finger wie feinster Ostseesand. Allenfalls aus tieferen Schichten lassen sich noch leicht feuchte Krümel herausholen. „Die lange Trockenheit ist noch keine Katastrophe“, sagt Holger Brantsch, Sprecher des Brandenburger Bauernverbandes. Die Betonung liegt auf „noch“. „In ein paar Tagen kann das schon anders aussehen.“ Fehle Wasser, könnte zum Beispiel die Fruchtbildung beim Raps Schaden nehmen. Viel Winterregen habe dazu geführt, dass auch in den sandigen Böden noch eine Restfeuchte vorhanden ist. „Mit jedem Tag Dürre schwindet diese Reserve.“ Die Bauern hoffen nun auf ergiebige Landregen im Mai. Getreu der alten Weisheit: Ist der Mai kühl und nass, füllt’s des Bauern Scheun’ und Fass. ROT

Parks verfärben sich braun

„Probleme mit dem Wetter haben wir alle Jahre.“ So redet eine Gärtnerin, der in Berlin immer zu wenig Wasser vom Himmel fällt. Aber in diesem Jahr, so Sabine Koß, Leiterin der Pankower Grünflächenpflege, sei die Situation schon problematisch. „Die Rasenflächen in den Parks sehen im April schon aus wie sonst erst im Juli oder August.“ Von Rasen sei oft kaum eine Spur. „Es müsste gewässert werden.“ Dafür fehlten aber Geld und Technik. Trockenheit und Wärme beeinflussen auch die Grünplanung. Sträucher und Gehölze, die eigentlich noch in diesem Frühjahr in die Erde sollten, werden nun erst im Herbst gepflanzt; sie bleiben zunächst in den Baumschulen. Der Grund: Wegen der Wärme sind die Triebe schon zu weit zum Umpflanzen; zudem befürchten die Gärtner, dass sie vertrocknen. ROT