„Ich rechne mit einem großen Ansturm“

Professorin Schmitz hofft, dass das Nein ihrer FH zu Studiengebühren andere Unis zum Umdenken veranlasst

LISELOTTE SCHMITZ, 54, ist Professorin für Sozialwesen an der FH Düsseldorf. Als Senatsmitglied stimmte sie gegen Studiengebühren.

taz: Frau Schmitz, Sie haben mit der Senatsmehrheit gegen Studiengebühren gestimmt. Damit steht die FH Düsseldorf in NRW fast allein da. Steht Ihnen jetzt der riesige Ansturm an Studierenden bevor?

Liselotte Schmitz: Ich rechne mit einem großen Ansturm. Die Studiengebühren, die andere Hochschulen erheben, sind einfach nicht tragbar. An den Unis Köln und Bonn kam es aus diesem Grund zu deutlichen Einbrüchen. Die Zahl der Studierenden an unserer FH wird in n über den Numerus Clausus reguliert. Doch ich hoffe, dass allein die hohen Bewerberzahlen eine eigene Sprache sprechen werden und ein politisches Umdenken in die Wege leitet.

Sie sind mit anderen ProfessorInnen über eine Liste „gegen die Ökonomisierung der Hochschulen“ in den Senat gezogen – ein Coup, um Studiengebühren zu verhindern?

Studiengebühren sind nur die Spitze. Es geht um die grundsätzliche Ausrichtung der Lehre: Soll sie sich danach ausrichten, was die Wirtschaft im Moment zu brauchen meint oder soll sie, wie wir meinen, unabhängig bleiben.

Wie erklären Sie sich, dass Unis, die anfangs gegen Studiengebühren waren, am Ende doch eingeknickt sind?

Wir sind sehr verwundert darüber, dass die meisten Hochschulen anders als wir entschieden haben. Wir hoffen aber, dass wir ein Zeichen setzen konnten.

Ihr Rektor hält zurzeit 20 Prozent des Budgets zurück. Übt er damit Druck auf die Gebührengegner aus, wie ihm StudierendenvertreterInnen vorwerfen?

Nein, diesen Vorwurf teile ich nicht. Der Rektor argumentiert, dass er noch einmal genau schauen muss, wie diese Mittel vergeben werden. Wir denken zwar, dass wir das in den Fachbereichen genauso gut machen könnten. Aber ich habe großen Respekt vor dem Rektor, der ja nun die knappe Finanzsituation organisieren muss. Er hat das Ergebnis im Senat sehr sportlich aufgenommen.

Der Rektor wirft den Nein-Sagern vor, die FH in ihrer Konkurrenzfähigkeit zu behindern. Hat er damit nicht auch Recht?

Es ist immer eine Güterabwägung. Für den Rektor ist es schwierig, das potenzielle Geld der Studierenden abzulehnen. Aber wir haben gute Gründe für unsere Haltung. Für uns muss Bildung unentgeltlich sein. Das fängt mit kostenlosen Kindergärten an und hört mit einer freien Erwachsenenbildung für Rentner auf. Wir sind ein reiches Land und das Geld muss in die Bildung fließen. Das ist auch eine Forderung des EU-Rats.

Im Frühjahr 2008 sind Senatswahlen. Befürchten Sie, dass dann die Gebühren doch noch kommen?

Mit unserer Liste werden wir versuchen, das zu verhindern. Studiengebühren sind eine Sackgasse. Wir sind erst gar nicht reingefahren und hoffen, dass auch andere Hochschulen wenden und zurückkommen.

NATALIE WIESMANN