Sozialamt reagiert nicht schnell genug

CDU: Mehr Geld reicht nicht, „Mentalitätswandel“ ist notwendig. Grüne: Spardruck ist schuld an Kevins Tod

Die Bemühungen, die Kindeswohlsicherung durch das Amt für Soziale Dienste zu verbessern, reichen nicht aus. Zu diesem Schluss kamen gestern die Vertreter von CDU, SPD und Grünen in der Bürgerschaft. Während der SPD-Abgeordnete Hermann Kleen das Problem vor allem darin sah, dass der SPD-Sozialsenatorin zu wenig Geld zur Verfügung stehe, fand sein CDU-Kollege Helmut Pflugradt, die Amts-MitarbeiterInnen bräuchten einen „Mentalitätswandel“.

Welche Mentalität er meinte, sagte er nicht. „Altachtundsechziger Scherfscher Prägung, in deren Köpfen ein sozial verklärtes Weltbild herrscht“, hatte es der CDU-Spitzenkandidat Thomas Röwekamp vor kurzem formuliert. Pflugradt sagte gestern, er habe zu oft im Untersuchungsausschuss zum Tod des Zweijährigen Kevin von den Leuten aus dem Amt gehört, dass sie eine Kontrolle ihrer Klienten und ein Vieraugen-Prinzip nicht schätzen würden. Er bemängelte, dass das Jugendamt immer noch zu langsam reagieren würde.

Auch der Grüne Klaus Möhle mahnte dringenden Handlungsbedarf an. Eine Sozialarbeiterin habe ihm gesagt, sie habe „14 Kevins“ zu betreuen. Wie Kleen warnte er davor, eine Sozialpolitik zu betreiben, die die Kluft zwischen Arm und Reich noch vergrößert. Bezogen auf den „Fall Kevin“ sagte Möhle, die Darstellung der großen Koalition, dessen Tod sei keine Folge des Spardrucks, sei falsch. Es sei nicht sicher, ob Kevins Fallmanager nicht früher eine Heimunterbringung in die Wege geleitet hätte, wenn der Druck, möglichst wenig Inobhutnahmen anzuordnen, nicht so hoch gewesen wäre. eib