Stelenfeld lockt Millionen

Zwei Jahre nach Eröffnung des Holocaust-Mahnmals am Brandenburger Tor ziehen die Initiatoren eine positive Bilanz. In Kürze wird der einmillionste Besucher im „Ort der Information“ erwartet

Am Samstag veranstalten der Förderkreis und die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas eine Lange Nacht des Denkmals. Beginn ist um 18 Uhr. Auf dem Programm stehen eine Theateraufführung, bei der Schüler Szenen aus Bert Brechts „Furcht und Elend des Dritten Reichs“ spielen, Lesungen zum Thema Bücherverbrennungen, und um 20.30 Uhr ein Gespräch zwischen den beiden Wissenschaftlern Walter Zwi Bacharach (Tel Aviv) und Wolfgang Benz (Berlin). Abschließend gibt es um 22.15 Uhr die Vorführung des Films „Der gute Vater – Eine Tochter klagt an“. Der Eintritt ist frei. Die Veranstalter weisen darauf hin, dass Besucher Zeit für die Sicherheitskontrollen einplanen sollen.

www. holocaust-denkmal-berlin.de

von CATHERINE KIMMLE

Das Holocaustmahnmal bleibt ein Publikumsmagnet. Allein das Stelenfeld haben seit der Eröffnung vor zwei Jahren mehrere Millionen Menschen gesehen. Im unterirdischen „Ort der Information“ werde in wenigen Wochen der einmillionste Besucher erwartet, sagte gestern Uwe Neumärker, Geschäftsführer der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas. „Der Trend, sich mit dem Denkmal auseinanderzusetzen, ist ungebrochen“, so Neumärker weiter.

Zum zweiten Jahrestag seiner Eröffnung findet morgen eine „Lange Nacht des Denkmals“ statt – mit Diskussionen, Theater und Lesungen. Das lange umstrittene Denkmal aus insgesamt 2.700 grauen Betonstelen war nach einem Bundestagsbeschluss von 1999 für 27 Millionen Euro südlich des Brandenburger Tors errichtet und am 12. Mai 2005 für die Öffentlichkeit geöffnet worden.

„Niemand hat mit diesem Zuspruch gerechnet“, freute sich Lea Rosh, Vorsitzende des Förderkreises und Initiatorin des Denkmals. Das Denkmal erfülle alle drei Aufgaben, für die es gebaut wurde – zum einen an die Tat zu erinnern, zum zweiten die Opfer zu ehren, und schließlich ihnen ihren Namen zurückzugeben, so Rosh.

Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) würdigte die städtebauliche und touristische Bedeutung, die das Denkmal für Berlin hat: „Die Menschen haben das Denkmal als wichtigen Bestandteil der Stadt angenommen.“ Hierfür sprechen auch die hohen Auszeichnungen erst vor wenigen Tagen. So erhielten das Stelenfeld und der Ort der Information den renommierten „Honor Award Architecture“ des American Institute of Architects – die wohl höchste Anerkennung für Architektur in den USA – und den begehrten „Excellence Award“ der International Association of Lighting Designers für das Lichtkonzept.

Die Besucherzahlen von 1.500 bis 2.000 Interessierten täglich allein im „Ort der Information“ machen den Verantwortlichen Mut, so Neumärkers Resümee. Er kündigte an, das Programmangebot weiter auszubauen. Seit kurzem wird bereits eine Audioführung auf Deutsch und Englisch für die Ausstellung angeboten. Außerdem bastelt die Stiftung zurzeit am Internetauftritt. Er soll umfangreicher werden. Und der bereits real in der Ausstellung vorhandene „Raum der Namen“, der Kurzporträts verschollener und ermordeter Juden zeigt, ist nun auch virtuell unter www.raumdernamen.com zu betreten.

Auch gibt es eine neue CD mit dem Titel „Geliebt, verjagt, ermordet“. Zu hören sind darauf bekannte jüdische Interpreten mit populären Hits aus den 20er- und 30er-Jahren. Sie ist in der Gedenkstätte erhältlich.