Dortmund wird weich
Historischer Pfostenbruch vor dem heutigen Revierderby Borussia gegen Schalke. Elf prominente Dortmunder gönnen dem S04 die erste deutsche Fußball-Meisterschaft nach 49 Jahren
Christa Thoben (CDU-Landeswirtschaftsministerin und Dortmunderin): „Im Wirtschaftsministerium sind an diesem Samstag alle Schalker. Wir würden uns freuen, wenn an diesem Wochenende die Schale in den Pott kommt. Das wäre ein hervorragendes Signal für die Stadt Gelsenkirchen.“
Daniela Schneckenburger (NRW-Parteivorsitzende der Grünen und Lokalpolitikerin in Dortmund): „Das ist heute die Mutter aller Spiele. Mein Herz schlägt für Schwarz-Gelb. Aber die Dortmunder sind großzügig und gönnen den Schalkern die Meisterschaft. Es geht auch um die Revieridentität. Das Ruhrgebiet wird den Titel zusammen feiern.“
Gerhard Langemeyer (Oberbürgermeister der Stadt Dortmund und Sozialdemokrat): „Natürlich wäre es schön, die Schale mal wieder im Ruhrgebiet zu haben. Aber heute geht es nicht um die Meisterschaft, sondern um den Derbysieg. Und den wird der BVB holen, weil bei der Mannschaft der Knoten geplatzt ist. Ich tippe auf einen 2:1-Heimsieg.“
Jens Lehmann (Fußballnationaltorwart, heute London, bis 2003 bei Borussia Dortmund): „Weil es für den BVB um nichts mehr geht, sehe ich Schalke im Vorteil. Sie scheinen stärker zu sein als Stuttgart und Bremen, und sie sind trotz kleiner Rückschläge ja immer noch oben.“
Harald Schartau (Dortmunder Landtagsabgeordneter und Ex-SPD-Landesvorsitzender): „Der FC Schalke hat heute keine Chance in Dortmund. Der BVB ist gut drauf und kann noch auf einen UEFA-Platz kommen. Aber die Königsblauen werden trotzdem Meister – weil Stuttgart beim VfL Bochum verliert und Werder Bremen auch noch Punkte lässt. Ich drücke den Schalkern am letzten Spieltag definitiv die Daumen.“
Katharina Schwabedissen (NRW-Parteivorsitzende der Wahlalternative WASG, arbeitet in Dortmund): „Mein Herz schlägt für Schalke. Darum sage ich auch immer meinem Sohn: ‚Joni, ist doch egal: Hauptsache Schalke gewinnt.‘“
Steffen Freund (Ex-Nationalspieler und einst deutscher Meister mit dem BVB): „Ich gönne es den Schalkern. In Gelsenkirchen wird seit Jahren gute Arbeit geleistet. Die haben es verdient, Meister zu werden.“
Peter Illmann (gebürtiger Dortmunder, Moderator „Formel 1“): „Wenn die Schale nach Gelsenkirchen kommt, das würde mir nicht gegen den Strich gehen. Der Stadt würde ein Sieg am Wochenende ganz gut tun. Die Dortmunder haben einen Sieg heute nicht so nötig. Und da ich nur noch selten in Dortmund bin, muss ich zukünftig wohl auch keine Schläge einstecken.“
Jens Volke (Chefredakteur des BVB-Online-Fanzines Schwatz-gelb.de): „80.000 Zuschauer fasst das Dortmunder Stadion. Doch es ist nur logisch, dass nicht jeder Tages- und Dauerkartenbesitzer wirklich anwesend sein kann. Krankheit, berufliche Verpflichtungen, spontane Vereinswechsel, einfach keinen Bock – es drohen leere Plätze. Um dem vorzubeugen, hat schwatzgelb.de eine einmalige Aktion gestartet. Seit Wochen sammeln wir Karten, um sie noch rechtzeitig vor dem Derby nach Gelsenkirchen zu schicken, damit möglichst viele S04-Fans das wichtige Spiel in Dortmund sehen können. Mehrere hundert Tickets sind so bereits zusammengekommen – ein erster Schritt der Annäherung zwischen den traditionell verfeindeten Revierrivalen. Schließlich muss der Ruhrpott zusammenhalten.
Franziska Mense-Moritz (Kabarrettistin beim Dortmunder Geierabend): „Meinetwegen sollen die Schalker heute Meister werden, obwohl es in meinem kabarrettistischen Umfeld wohl besser wäre, wenn die Schalker es wieder nicht schaffen würden. Wegen der Witze und so. Andererseits ist es mir eigentlich aber auch völlig egal.“
Josef Reding (Schriftsteller, Mitbegründer der Dortmunder „Gruppe 61“): „Ich wünsche den Schalkern von ganzen Herzen, dass sie heute Meister werden. Als Kind des Ruhrgebiets wünsche ich ihnen das wirklich sehr.“
