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: Nein mit Folgen

Zwei Monate durften sich Krefelds Lokalpolitiker als Helden des Klimaschutzes feiern lassen. Wie es scheint, ist damit jetzt Schluss: Wenn der Investor Trianel nicht lügt, wird die Stadt ihr mutiges Nein zum neuen Kohlekraftwerk revidieren. Nicht nur bei den in Sorge um ihre Gesundheit lebenden Bürgern, sondern bei Umweltbewegten im ganzen Land dürfte die Enttäuschung über die Umfaller vom Niederrhein groß sein. Doch wer in „Ich habe es schon immer gewusst“-Manier über die Krefelder meckert, denkt zu kurz. Allein die Androhung, aus Klimaschutzgründen auf eine Milliardeninvestition zu verzichten, war ein Novum – und hat Wirkung gezeigt.

KOMMENTAR VON KLAUS JANSEN

Dass Trianel die entstehende Wärme nun umweltfreundlich weitergeben statt in die Luft entschwinden lassen will, war noch vor wenigen Wochen nicht denkbar. Wenn dazu alte und dreckige Blöcke des benachbarten Steag-Kraftwerks in Duisburg-Walsum vom Netz gingen, fiele die Klimabilanz zumindest erträglicher aus. Wer sich mit der traurig-wahren Erkenntnis abfindet, dass es (zumindest bei Weiterbestehen des Atomausstiegs) auf absehbare Zeit nicht ganz ohne CO2-ausstoßende Kohlekraftwerke gehen wird, muss auf sauberere Anlagen setzen.

Der Fall Krefeld hat gezeigt, dass der Erpressungsdruck in Standortfragen nicht einseitig wirkt. Mit dem Ablehnen der Baugenehmigung ist der Stadtrat ein hohes Risiko gegangen – schließlich hätten Städte wie Hamm das Kraftwerk auch ohne strengere Umweltauflagen mit Kusshand genommen. Dass Trianel nicht weitergezogen ist, sondern Konzessionen gemacht hat, ist ein Erfolg, der Vorbild sein kann für Ärzte- und Bürgerinitiativen, wie sie jetzt auch in Lünen entstehen. Mag sein, dass Trianel als kommunal-sozialdemokratisches geprägtes Unternehmen auf Gegenwind aus des Städten sensibler reagiert als Multis wie RWE oder Eon. Doch auf Dauer werden sich auch die Großen der Branche politischem Druck nicht entziehen können. Es lohnt sich also, nein zu sagen.