Fünf Kilometer Bienen-Bannmeile

Imker befürchten einen Verdrängungswettbewerb durch den Einsatz von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen

DÜSSELDORF taz ■ Dass ihre Bienen ein anarchischer Haufen sind, will Hedwig Riebe aus Jülich nicht sagen. Allerdings kann die Schriftführerin des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund (DBIB) ihre Bienen nur schwer kontrollieren. Und genau das ist das Problem, sagt sie: „Wir müssen unsere Bienenkästen am besten fünf Kilometer von Gen-Flächen aufstellen“, sagt Riebe.

Der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen treibe die Imker somit in einen Verdrängungswettbewerb. Denn in Zeiten der Nahrungsknappheit im Hochsommer würden die Tiere diese Entfernung zurücklegen, um futtern zu können. Und die Imker fürchten um das Image ihres Produkts und mögliche Klagen, wenn ihr Honig mit gentechnisch veränderten Substanzen verunreinigt ist. „Die Frage ist: Könnten wir Imker haftbar gemacht werden?“, so Riebe. Ein Problem, dass auch Udo Schmelz, Vorsitzender des Imkerverbandes Rheinland umtreibt. Schmelz vertritt 2.100 Imker im Land.

Diese ließen sich zum Teil von den Landwirten die Ungefährlichkeit der ausgebrachten Saaten bestätigen. „In einigen Bereichen sind die Landwirte dazu bereit, die Haftung zu übernehmen und das auch zu unterschreiben“, sagt Schmelz. Auch wenn es in Nordrhein-Westfalen bisher nur knapp 6.000 Quadratmeter Gen-Anbaufläche gibt, warnen die Imker die Landwirte vor den Folgen. Die Landwirte, die mit Gen-Pflanzen Ackerbau betreiben, brächten sich in Abhängigkeiten vom Saatguthersteller, ohne davon Vorteile zu haben. „Der Raps, der beispielsweise in Norddeutschland angebaut wird, muss trotz angezüchteter Resistenzen noch zweimal im Jahr gespritzt werden“, sagt Riebe.

Zusätzlich erlitten die Landwirte nach neuesten Untersuchungen sogar Einbußen, wenn es nicht mehr möglich ist, an den Feldern Bienenkästen aufzustellen. Denn auch wenn der Raps sich über den Wind bestäube, machten die Bienen einen wichtigen Job, sagt die Imkerin. „Mit Bienenbestäubung schaffen sie 50 Prozent mehr Ertrag. Aber das müssen wir den Bauern wohl erstmal in Euro ausrechnen, damit die darüber nachdenken.“

Für die Honigproduzenten ist es generell schwierig nachzuvollziehen, warum die Landwirte überhaupt auf gentechnisch veränderte Pflanzen setzen. „Das wird von Verbrauchern in der Mehrheit generell abgelehnt“, so Schmelz.

Auch das Naturprodukt Honig steht bei Verbrauchern unter verstärkter Beobachtung. In Ostdeutschland mache sich schon ein Absatzrückgang beim Honig bemerkbar, sagt Riebe. Kein Wunder: In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern werden auf fast 25.000 Quadratkilometern gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut. ELMAR KOK