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: Rot-Rot fehlt der Ökoinstinkt

Halleluja. Der Senat kündigt an, seine Dienstwagenflotte auf umweltfreundliche Modelle umzustellen. Er tut dies still, leise und äußert sich nur gezwungenermaßen, denn sein langes Zögern ist so peinlich wie unverständlich. Natürlich bietet die Autoindustrie längst umweltfreundliche Limousinen an. Natürlich hätte die Regierung die Leasingverträge für Spritschlucker früher kündigen müssen, wie es das Parlament verlangt hat. Und natürlich lässt sich auch in Dienstwagen telefonieren, die nicht 300 PS unter der Haube haben. So weit, so überfällig. Man könnte diese kleine Dienstwagenaffäre als Petitesse abtun, doch leider ist sie symptomatisch.

KOMMENTAR VON ULRICH SCHULTE

Die rot-rote Regierung hat zu spät erkannt, welch gewaltiges Potenzial in dem Komplex Klima, Umwelt und Öko steckt. Ob es nun um die Umweltzone in der Innenstadt, die Stilllegung des Flughafens Tempelhof oder die Ausweitung des Radverkehrs geht, der Senat könnte angesichts des neu erwachten Bewusstseins geplante Projekte viel offensiver bewerben. Und er müsste konsequent neue Ökothemen besetzen. Stattdessen lässt er sich von der Opposition – wie beim Vattenfall-Kraftwerk – wochenlang durch die Stadt treiben. Oder er liefert ihr – wie bei den Dienstwagen – Steilvorlagen.

Sicher: Solange tausende Eigentümer ihre Mietshäuser nicht dämmen, ist es der Klimabilanz Berlins herzlich egal, in welchem Auto sich Klaus Wowereit herumfahren lässt. Beim jüngsten Oppositionserfolg geht es letztlich um klimaschutzpolitische Peanuts. Aber sie sind symbolträchtig. Hätte Wowereit noch den Instinkt, den man ihm nachsagt, hätte er sich von selbst in einen Hybridwagen gesetzt.