Anwohner retten Kreuzberger Bäume

Das Wasser- und Schifffahrtsamt wollte ohne Genehmigung Bäume am Landwehrkanal fällen

Sie kamen ganz früh: Um sieben Uhr morgens wollten Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) die ersten von rund 200 Bäumen am Landwehrkanal fällen. Hintergrund: Da die Uferböschung einsturzgefährdet ist, drohten die Bäume zwischen Waterloo- und Baerwaldbrücke in den Kanal abzurutschen. Doch engagierte Anwohner wussten dies mit einem Anruf bei der Polizei in letzter Minute zu verhindern.

Vor Ort eingetroffen, ließ diese nämlich die Aktion unverzüglich abbrechen. Die Begründung: Für die geplanten Fällungen der beiden Pappeln mit einem Durchmesser von 18 Zentimetern hatten die WSA-Mitarbeiter nicht die erforderlichen Unterlagen – darunter eine Ausnahmegenehmigung für die Baumfällung – dabei.

„Außerdem fand nicht nur mit dem Bezirksamt und dem Grünflächenamt keine Absprache statt. Auch die Anwohner sind nicht vernünftig informiert worden“, beklagt Dirk Behrendt, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen und Kreuzberger Abgeordneter. Seine Folgerung: „Das WSA handelt hier sehr selbstherrlich gegenüber den Anwohnern.“

Eigentlich, so Behrendt, müsse jeder einzelne Baum sowie mögliche Alternativen zur Fällung ausreichend geprüft werden, bevor das WSA überhaupt aktiv werde. Ursprünglich hatte die Schifffahrtsbehörde auch genau diese Prüfung gemeinsam mit Experten versprochen – bevor sie mit den Fällaktionen beginnen. Doch eingehalten wurde das Versprechen offensichtlich nicht.

Im betroffenen Kiez in Kreuzberg versuchen die Grünen und eine Anwohnerinitiative, jeden einzelnen Baum am Ufer des Kanals zu retten: „Die Kreuzberger Anwohner werden nicht einfach nur zusehen, wie es das WSA jahrelang bei der sinkenden Uferbefestigung getan hat. Der Großteil der Anwohner sind nämlich gegen die geplanten Abholzungen“, erklärt Arno Paulus, Solaraktivist und Initiator der BürgerInneninitiative. Sie trifft sich nun jeden Abend um 18 Uhr auf der Admiralsbrücke. CATHERINE KIMMLE