Keine Party im Wasserturm

Klammheimlich nimmt das Hotel im Schanzenpark dieser Tage den Betrieb auf. Die Betreiber möchten Konfrontationen vermeiden. Gegner sehen in der edlen Herberge dennoch ein Symptom für die Umstrukturierung des Schanzenviertels

Eigentlich wäre es ein Event. Wenn ein Wahrzeichen Hamburgs einem neuen Zweck zugeführt wird, müsste der Erste Bürgermeister eine Laudatio halten darüber, wie das teuer und aufwendig umgestaltete Bauwerk die Stadt aufwerte. Vertreter der Wirtschaft hätten zu würdigen, wie sehr das neue Hotel ein Juwel für den Wirtschaftsstandort sei. Und die Hamburger Schickeria – oder wer sich dafür hält – dürfte sich bei Champagner für die Fotografen in Szene setzen.

Doch wenn in dieser Woche das Mövenpick-Hotel im Schanzenpark-Wasserturm den Betrieb aufnimmt, geschieht dies wohl eher unauffällig. „Jeder kann unserer Homepage entnehmen, dass alle Einheiten ab dem 8. Juni in Betrieb genommen werden“, sagt die stellvertretende Direktorin Kathrin Wirth-Ueberscher. Man behalte sich allerdings vor, die edle Herberge schon früher „schleichend in Betrieb zu nehmen“. Eine offizielle Gala jedenfalls werde es nicht geben.

Das Vorhaben, den alten Wasserturm im Schanzenpark in ein Hotel gehobener Preisklasse zu verwandeln, war von Anfang an umstritten und umkämpft. Viele AnwohnerInnen wollten das historische Gebäude als Denkmal erhalten und allenfalls einer stadtteilorientierten Nutzung zugeführt sehen. Zudem fürchten sie, dass durch die private Nutzung eines Großteils des Schanzenparks Freiraum für die Allgemeinheit verloren geht.

Dass sich aber Investoren dieses Sahnestück im Herzen der Stadt für ein Hotelprojekt ausgeguckt haben, ist ebenfalls schlüssig: Wo sonst ließe sich Gästen aus aller Welt im Grünen, aber auch in Messe-Nähe so viel interessantes Hamburg-Feeling bieten, als hier – in Blick- und Gehweite von Innenstadt und Schanze, St. Pauli und dem Hafen?

Dass die Eröffnung jetzt sang- und klanglos verlaufen soll, hat mit dem Widerstand zu tun. Nach taz-Informationen hatte die Innenbehörde Mövenpick zunächst zur Eröffnung am 1. Juni bewegen wollen. Die Überlegung könnte dabei gewesen sein: Bei der offiziellen Eröffnung des umstrittenen Hotels dürfte mit massiven Protesten zu rechnen sein. Passenderweise sind zu dem Wunschtermin, zwischen Asem- und G-8-Gipfel, 16.000 Polizisten im Norden stationiert, die ein paar Tage Leerlauf haben.

Doch darauf wollte sich das Mövenpick-Management nicht einlassen. „Wer alle fünf Sinne beisammen hat, eröffnet in der Woche in Hamburg kein Hotel“, sagt Astrid Schüler von der Patrizia Projektgesellschaft. Jeder, der die Stadt kenne, wisse, „was in Hamburg zurzeit los ist“. Stattdessen sucht das Management die Kooperation: In Form von Sponsoring bietet man benachbarten Sozialeinrichtungen finanzielle Hilfen an.

Auch die HotelgegnerInnen, die sogar mit Paragraf 129-Verfahren – „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ – überzogen wurden, wollen sich nicht funktionalisieren lassen. „Es gibt keine offizielle Eröffnungsfeier, daher auch keinen Handlungsbedarf“, sagt Peter Haß vom Freien Netzwerk zum Erhalt des Schanzenparks. Ein Aktivist der Wasserturm-Ini ergänzt: „Das Hotel wird uns wohl leider etwas länger erhalten bleiben.“ Daher müssten zur Eröffnung keine Aktionen laufen. Das derzeitige „Gipfelklima“ werde nur zu „unnötigen Festnahmen“ führen.

Mittlerweile ist bekannt geworden, dass die Stadt umliegende Grundstücke verkauft hat. Nun wollen die Hotelgegner am 16. Juni ihre eigene „Eröffnungsparty“ feiern – Motto: „In der Hölle der Möven“. MAGDA SCHNEIDER