Neuer Indianerstamm entdeckt

In Brasilien suchen Ureinwohner von sich aus Kontakt zu Dorfbevölkerung

RIO DE JANEIRO ap ■ Im Amazonasgebiet ist ein Indianerstamm entdeckt worden, der bislang keinen Kontakt mit dem Rest der Gesellschaft hatte. Ein Sprecher der brasilianischen Indianerbehörde, Mario Moura, teilte am Freitag mit, die 87 Mitglieder der Metyktire lebten in einem schwer zugänglichen Gebiet rund 2.000 Kilometer von Rio de Janeiro entfernt. Es handele sich um einen Unterstamm der Kayapo im knapp fünf Millionen Hektar großen Menkregnoti-Reservat. Zwei Stammesmitglieder seien in der vergangenen Woche in einem Kayapo-Dorf aufgetaucht. „Wir wissen nicht, warum sie sich jetzt entschlossen haben, einen Kontakt herzustellen“, sagte Moura. Das werde sich zeigen. „Dies ist ein sehr langsamer Prozess.“

Patrick Cunningham vom Indigenous People’s Cultural Support Trust in London erklärte, die Metyktire sprächen eine archaische Form der Kayapo-Sprache und seien bis auf eine Penis-Umhüllung nackt. Sie trügen mehrere Scheiben in ihrer Unterlippe und die Frauen rasierten sich den Schädel kahl. Der Kayapo Megaron Txucarramae, der die Indianerbehörde in dem Gebiet vertritt, traf sich laut Cunningham mit dem Stamm und sorgte dafür, dass nur medizinisches Personal Zugang zu ihnen bekommt. Er befürchtet, dass die Metyktire anfällig für von außen eingeschleppte Krankheiten sein könnten.

Miriam Ross von der Gruppe Survival International, die sich für die Rechte von Ureinwohnern einsetzt, schätzt die Zahl der bislang noch nicht kontaktierten Stämme weltweit auf mehr als hundert. In Brasilien gibt es rund 700.000 Indianer. 400.000 von ihnen leben in Reservaten, wo sie ihre traditionelle Kultur bewahren wollen.