„Der Staat sollte die Finger davon lassen“

Brandenburg sollte Tropical Islands sich selbst überlassen und keine weiteren Zuschüsse geben, sagt Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Das Land müsste Großprojekten zudem kritischer gegenüberstehen

KARL BRENKE ist Brandenburg-Experte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.

taz: Herr Brenke, den Betreibern von Tropical Islands steht das Wasser offenbar bis zum Hals. Sollte Brandenburg ihnen mit zusätzlichen Fördergeldern aus der Geldnot helfen?

Karl Brenke: Auf keinen Fall. Die Erwartungen der Investoren wurden offensichtlich enttäuscht. Es kamen nicht genügend Gäste, damit sich Tropical Islands von selbst trägt. Wenn die Betreiber meinen, durch zusätzliche Investitionen und Attraktionen mehr Gäste anlocken zu können, sollen sie das Geld auf dem privaten Markt mobilisieren – und nicht den Staat in die Pflicht nehmen.

Aber hat das Land nicht eine gewisse Verantwortung? Immerhin hat es den Freizeitpark gefördert, dort arbeiten 501 feste und 100 freie Mitarbeiter.

Das ist immer ein Erpressungsinstrument, zu sagen: Wenn der Staat uns nicht fördert, gehen Arbeitsplätze verloren. Hier sollte der Staat konsequent sein und darauf vertrauen, dass es auch einen Markt gibt. Wenn der Markt nicht bereit ist, dem Investor die nötigen Mittel zu geben, sollte der Staat erst recht die Finger davon lassen.

Das klingt hart. Wem nützt es, wenn die Halle leer steht und die Leute arbeitslos sind? Sollte das Land nicht doch noch mal Geld lockermachen?

In der Vergangenheit wurde in Brandenburg verschwendetem Geld oft viel weiteres Geld hinterhergeworfen, das dann ebenfalls verlorenging. Davor sollte sich das Land diesmal hüten. Zumal die Betreiber, als sie die Halle zum Spaßbad umbauten, zusicherten, dass keine Subventionen mehr benötigt werden.

Das haben auch andere Investoren – wie CargoLifter und die Chipfabrikanten – versproChipchen. An CargoLifter erinnert wenigstens noch die Tropical-Islands-Halle. Vertraut Brandenburg vielleicht zu sehr auf privates Geld?

Auch in diese Projekte sind in erheblichem Maße öffentliche Mittel geflossen. Gerade Brandenburg müsste sehr kritisch sein, was die Subventionierung von Projekten betrifft, deren Zukunft zweifelhaft ist.

War absehbar, dass Tropical Islands Probleme bekommen würden?

Regionale Wirtschaftsförderung sollte generell so ausgerichtet sein, dass Geld von außerhalb in die Region fließt. Das Konzept von Tropical Islands war aber offenkundig so angelegt, in erheblichem Maße Einkommen aus der Region Brandenburg, Berlin und auch Teilen Sachsens zu mobilisieren. Das hat kaum wirtschaftliche Effekte für diese Region. Außerdem ist die Spaßbäderdichte in Brandenburg nicht gerade gering.

Mit welchen Konzepten könnte man denn Geld nach Brandenburg leiten?

Indem man etwa Flugzeugturbinen wie in Ludwigsfelde baut und weltweit verkauft. Dadurch fließt Geld in die Region.

INTERVIEW: ANNA LEHMANN