Telekom droht noch mehr Streik

Die Gewerkschaft Ver.di denkt über härteren Arbeitskampf nach. Hinter dieser Kulisse zeichnet sich aber eine mögliche Einigung in den kommenden Tagen ab

KÖLN taz ■ Im Tarifstreit bei der Deutschen Telekom ist weiterhin keine Einigung in Sicht. Die Situation sei „äußerst schwierig“, sagte Ver.di-Arbeitskampfleiter Ado Wilhelm gestern der taz. Wie auch Gewerkschaftsverhandlungsführer Lothar Schröder wies er den vom Unternehmen unterbreiteten Vorschlag von Erfolgsbonuszahlungen zurück. Es könne nicht angehen, dass die Beschäftigten sich einen solchen Bonus durch einen langjährigen Gehaltsverzicht quasi selbst ansparen sollten. „Das ist nicht unbedingt der Erfolgsgarant für künftige Verhandlungen“, kritisierte Wilhelm.

Für heute hat die Dienstleistungsgewerkschaft erneut rund 14.000 Mitarbeiter des Bonner Konzerns zu Arbeitsniederlegungen aufgefordert, nachdem bereits in den vergangenen vier Wochen täglich zwischen 14.000 und 16.000 Mitarbeiter und an den Wochenenden 500 bis 1.000 Beschäftigte gestreikt hatten. „Der Regelbetrieb steht weitgehend still“, zog Wilhelm eine Bilanz des bisherigen Ausstands. Um den Druck weiter zu erhöhen, überlege Ver.di darüber hinaus derzeit, bisher ausgesparte „spezielle Geschäftsbereiche“ gezielt zu bestreiken und die Telekom dadurch „noch stärker wirtschaftlich“ zu treffen.

Die Telekom plant zum 1. Juli die Auslagerung von rund 50.000 ihrer 160.000 inländischen Beschäftigten in Service-Tochtergesellschaften – gegebenenfalls auch ohne Zustimmung von Ver.di. Dort sollen sie für weniger Geld länger arbeiten.

Offenbar gibt es hinter den Kulissen aber mittlerweile Bewegung: Nachdem Personalvorstand Thomas Sattelberger am vergangenen Mittwoch erstmalig angedeutet hat, der Konzern könnte doch noch von seiner unnachgiebigen Linie abrücken, beraten zurzeit die zuständigen Gewerkschaftsgremien hinter verschlossenen Türen intensiv über eine mögliche Wiederaufnahme der abgebrochenen Verhandlungen.

Sattelberger hatte verkündet, alle Bausteine des bisher vorgelegten – und von Ver.di abgelehnten – Vorstandsangebots seien verhandelbar, auch das Ausmaß der Lohnkürzungen. Außerdem sei denkbar, eine Erfolgsbeteiligung abhängig von der Wirtschaftlichkeit und der Kundenzufriedenheit ab 2010 auszuzahlen. Daneben sollten Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen tarifvertraglich festgelegt werden. Über Details informierte sich Ver.di in den vergangenen Tagen in informellen Hintergrundgesprächen mit der Unternehmensführung – ohne allerdings schon zu einer abschließenden Bewertung gekommen zu sein. Bis Mitte der Woche werde „erkennbar sein, ob etwas geht“, sagte Wilhelm.

Unterdessen hat DGB-Chef Michael Sommer mehr Bewegung vom Telekom-Vorstand verlangt. „Ich erhoffe mir, dass sich das Management endlich bewegt und einsieht, dass es nicht geht, dass man ein Unternehmen aus der Krise damit führen kann, dass man die Beschäftigten schädigt“, sagte Sommer, der im Aufsichtsrat der Telekom sitzt. PASCAL BEUCKER