Eltern eröffnen Grundschule de luxe

Im Herbst bekommt Pankow eine neue Privatschule: die SchuleEins. Das Konzept verspricht ganzheitliche Bildung und individuelle Förderung der Kinder. Der einzige Haken an der Idee: Das Schulgeld müssen die Eltern selbst aufbringen

Während wegen rückläufiger Schülerzahlen immer mehr staatliche Schulen vor dem Aus stehen, scheinen Private auf dem aufsteigenden Ast zu sein. Nach den Sommerferien öffnet eine neue Privatschule in Pankow ihre Türen: die SchuleEins.

Träger der Schule ist die Pankower Früchtchen GmbH, die in den vergangenen Jahren schon einige Horte übernommen hat. „Wir wollten eigentlich nie eine Privatschule sein“, erzählt die Geschäftsführerin Carmen Urrutia. Die Initiative geht auf einen Förderverein engagierter Eltern zurück, Carmen Urrutia ist ihm schon 1993 beigetreten. „Damals wollte ich eigentlich nur die Nachmittagsbetreuung meines Sohnes verbessern“, so Urrutia. Dass aus der Elterninitiative mehrere Horte gewachsen sind, sei schon ein riesiger Erfolg. Irgendwann habe man aber gemerkt, dass reine Nachmittagsbetreuung ihre Grenzen hat. „Wir haben schon ganz viel Schule gemacht, ohne wirklich Schule zu sein“, erklärt Urrutia.

Das soll sich jetzt ändern. Die Grundidee der SchuleEins ist es, schulische Bildung und Erziehung miteinander zu verknüpfen. Je nach Bedarf sollen die Kinder von 6 bis 18 Uhr betreut werden können. Der Kernunterricht findet von 8 bis 13.30 Uhr statt. Maximal 24 Schüler sollen in jeder Klasse sein. Statt der starren 45-Minuten-Einheiten wird der Schultag auf drei Blöcke verteilt.

Neben den auch an der staatlichen Schule üblichen Fächern werden Medienerziehung, Lebenswelten und musisch-ästhetische Erziehung angeboten. Um Stärken zu fördern und Schwächen auszugleichen soll jedes Kind einen individuellen Förderungsplan bekommen. Ein fester Kurs für Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche und eine Mathe-Begabtenförderung sind fest eingeplant. „Wir haben uns keinem einzelnen reformpädagogischen Konzept verschrieben, sondern vielmehr die Rosinen rausgepickt“, betont Urrutia. Neben dem Lehrpersonal und Sozialpädagogen gehören auch Künstler, Sportler und Wissenschaftler zum Team der Schule.

Der einzige Haken: das Schulgeld. Zusätzlich zu dem Hortgeld, das dem von staatlichen Einrichtungen entspricht, müssen Eltern der Ganztagskinder einen monatlichen Beitrag aufbringen – je nach Einkommen zwischen 92 und 230 Euro. Hinzu kommt eine einmalige Einlage, die Eltern beim Schuleintritt zahlen und am Ende wieder zurückbekommen. Diese Zahlung beträgt je nach Einkommen zwischen 276 und 690 Euro.

Auch Carmen Urrutia findet den Status der kostenpflichtigen Privatschule problematisch. Doch von pädagogischem Idealismus alleine ließe sich eben nicht leben. „Wir können nicht warten, bis sich die staatliche Schullandschaft an die Realität anpasst“, sagt sie.

„Eigentlich hat jedes Kind das Recht auf Förderung“, sagt Maria Pfennig. Die 35-jährige Sozialtherapeutin ist Entwicklerin des Projekts SchuleEins und sitzt als Vorsitzende des Schulausschusses in der Bezirksverordnetenversammlung Pankow. „Auch im Bereich höhere Schulen muss noch viel getan werden“, sagt sie. Schließlich sollten nicht nur Abc-Schützen, sondern auch ältere Schüler durch ganzheitliche Bildung gefördert werden. Ein Angebot der Pankower Früchtchen über die sechste Klasse hinaus hält sie in der Zukunft für „durchaus möglich“.

Dass vielen Kindern aufgrund des Schulgelds der Zutritt verwährt bleibt, ist ihr klar. Das sei vorerst leider nicht zu ändern, so Pfennig. „Aber vielleicht gucken sich die staatlichen Schulen ja einige unsere Ideen ab. Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft.“ NANA GERRITZEN