Phoenix-Jubiläum: Ein Kind der Politik

Phoenix feiert seinen 10. Geburtstag mit einem Festakt. Luftballons gibts zwar keine, aber dafür kommt die Kanzlerin.

Nicht von Gags und Moden hinreißen lassen - Merkels Appell an Phoenix Bild: dpa

ARD-Programmdirektor Günter Struve sitzt am Rande auf einem Bänkchen und tut ein bisschen so, als hätte er mit dem Ganzen nichts zu tun. Es ist Mittag in Berlin, und Phoenix feiert seinen zehnten Geburtstag - passenderweise im Haus der Bundespressekonferenz (BPK). Beide Instanzen, BKP wie Phoenix, sind schließlich so etwas wie offizielle Garanten bundesrepublikanischer Politikberichterstattung: 60 Stunden habe der Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF allein aus Heiligendamm berichtet, raunt eine Laudatio beeindruckt. Dafür kann Struve tatsächlich mal nix.

Und obwohl Phoenix mit seinen zehn kurzen Jahren im besten Kindergeburtstagsalter wäre, schwappt es furchtbar staatstragend durch den heißen Saal. Da kann die Kanzlerin höchstselbst noch so sehr die Metapher von den Eltern ARD, ZDF und dem wunderschönen Senderkind bemühen: Man bleibt seriös - all die Sendergewaltigen, und auch die Politik, die außer der Kanzlerin und einiger Oppositionsprominenz ihrem Lieblingsprogramm eher mit der zweiten Garnitur aufwartet. Wozu auch: Vermutlich zeigt Phoenix auch diesen Festakt noch einige Male im eigenen Programm.

"Phoenix ist sogar etwas für Zuspätkommende", sagt Angela Merkel nicht ganz ironiefrei und meint: Wenn man sehen will, wie man nach einem langen Tag in der harten Politik aussieht, hilft Phoenix mit "Der Tag" und anderen Formaten gern auch zur Nacht noch weiter - "wenn man sich dann überhaupt noch ertragen kann". Klar, Kanzlerin. Die meisten können, sogar mehrfach - wetten?

Was Phoenix für die Selbstwahrnehmung der PolitikerInnen geleistet hat, ist kaum zu ermessen. Es war der mediale Paradigmenwechsel: weg von den Bundestagsdebatten auf der pfeifenden Radiolangwelle hinein ins vermeintlich wahre TV-Leben. Phoenix macht süchtig, PolitikerInnen jedenfalls.

Deshalb wünscht sich Angela Merkel auch, dass Phoenix bleibt, was und wie es ist: "Wenn Sie etwas reduzieren müssen, dann bitte nicht Phoenix", ruft sie den SenderfürstInnen zu. Und weil die Kanzlerin der großen Koalition dann sogar den "Sachverstand, die Engelsgeduld und sogar Liebe" des Senders für die Politik lobt, muss hier klar gesagt werden: Phoenix ist zwar selten besonders aufregend oder gar rauflustig. Aber so servil dann auch wieder nicht.

Von hinten dröhnen derweil aus Großfernsehern Grußbotschaften der leider verhinderten Politelite. Als Angela Merkel am Schluss ihrer kleinen Rede noch an Phoenix appelliert, sich nicht von "modernen Gags und Moden hinreißen zu lassen", kommt dort plötzlich Guido Westerwelle ins Bild. Und endlich durchweht die ganze Sause ein ganz, ganz kleine Ahnung von - Kindergeburtstag.

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