lehrergehälter
: Der Senat hat nichts gelernt

Die angestellten LehrerInnen, die sich ab heute mehr Geld erstreiken wollen, sind gleich in zweierlei Hinsicht benachteiligt: Nicht nur, dass sie gut sechs Prozent weniger verdienen als KollegInnen in Bayern oder Nordrhein-Westfalen, wie die Gewerkschaft anprangert. Auch innerhalb der Berliner Lehrerzimmer existiert ein Zweiklassensystem. Die große Mehrheit der – meist älteren – PädagogInnen sind Beamte und genießen Privilegien, von denen die Angestellten nur träumen können.

KOMMENTAR VON ULRICH SCHULTE

Die GEW kämpft also für die richtige Klientel. Wobei sie die Gründe für den Gehaltsunterschied im Ländervergleich gerne vergisst: LehrerInnen sind beim Staat angestellt. Wenn der Staat pleite ist, müssen seine Mitarbeiter zum Wohle des Steuerzahlers Einbußen hinnehmen – dieses Berliner Dilemma bekommen alle Berufe des öffentlichen Dienstes zu spüren. Zudem sind die Lebenshaltungskosten in der Hauptstadt niedriger als in München, die angestellten LehrerInnen nagen keinesfalls am Hungertuch. Der eigentliche Skandal liegt woanders, nämlich in der Personalplanung des Landes.

Der Senat wird nicht müde, die Bedeutung der „Zukunftsressource Bildung“ zu preisen. Doch er behandelt die, die den Kampf um die Köpfe jeden Tag führen, wie eine Zeitarbeitsfirma ihre Leiharbeiter. Viele junge LehrerInnen warten in Berlin jahrelang vergebens auf eine Festanstellung. Ab und zu merkt die Schulverwaltung, dass der Notstand an den Schulen droht, und schreibt ein paar hundert Stellen aus – selbstverständlich befristet und nur bis zum nächsten Schuljahr. Gleichzeitig überaltern die Kollegien. Statt hektisch Löcher zu stopfen, sollte der Senat für eine vernünftige Personalplanung sorgen – dann kann er mit besseren Bildungschancen für Kinder werben.