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: Ist der Ruf erst ruiniert …

Manchmal sind Zufälle besonders aussagekräftig. Als der Energiekonzern Vattenfall Anfang Mai die satte Preiserhöhung zum 1. Juli bekannt gab, stand wenige Tage die nächste Pressekonferenz in eigener Sache an: Dieses Mal vermeldete Vattenfall Europe einen Rekorderlös von 11,1 Milliarden Euro – eine tolle Nachricht für die Aktionäre. Die VerbraucherInnen konnten unmittelbar nachvollziehen, wohin das Geld, das sie mehr bezahlen, fließt. Blöd gelaufen fürs Image des Stromversorgers, und auch die neueste Volte des wichtigsten Anbieters auf dem Berliner Markt dient nicht gerade als vertrauensbildende Maßnahme.

Kommentar von ULRICH SCHULTE

Vattenfall-Manager betonen bei öffentlichen Auftritten gerne, wie sehr sie den Wettbewerb auf dem Strommarkt begrüßen. Zum Wettbewerb um KundInnen gehört vor allem, dass man sie transparent und umfassend über die eigenen Produkte informiert – schon allein, um gegenüber Mitbewerbern zu punkten.

Vattenfall tut das Gegenteil. Der Konzern koppelt die Preiserhöhung mit einer komplizierten Umbenennung, er lässt die attraktivsten Tarife in dem (Möchtegern-)Informationsschreiben weg und drückt manchen KundInnen einen Haushaltsschutzbrief auf, den sie nicht brauchen. Für dieses Vorgehen gibt es zwei Lesarten, eine gutwillige und eine böswillige: Vielleicht hat nur die Werbeabteilung gepatzt, das wäre peinlich. Vielleicht versucht Vattenfall aber auch, das eigene Gewinninteresse mit plumpen Tricks zu kaschieren. In diesem Fall hätte der Konzern ein wichtiges Merkmal des Marktes nicht verstanden: Der Kunde will ernst genommen werden – sonst wechselt er.