Öffentlicher Nahverkehr: Qualität hat Verspätung

Die Qualitätsbilanz für die S-Bahn fällt vernichtend aus: Vom Normalfahrplan ist sie weit entfernt. Fahrgastverband fordert, fehlende Pünktlichkeit stärker zu sanktionieren.

Bei der Berliner S-Bahn geht die Sonne noch lange nicht auf. Bild: AP

Für alle, die derzeit sommerliche Temperaturen vermissen, hatte Hans-Werner Franz, Chef des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), am Donnerstag einen Trost: "Das Wetter ist gut für die S-Bahn." Fehlende Hitze halte die Zahl der ausfallenden Züge gering und verbessere damit die Qualitätsbilanz des öffentlichen Nahverkehrs.

Die Bilanz für 2010, die Franz vorstellte, fiel - was die S-Bahn betrifft - ungenügend aus. Wann die S-Bahn tatsächlich die Leistung erbringe, die das Land bestellt habe, sei nicht absehbar. "Auch im Dezember werden bis zum Normalzustand noch 62 Viertelzüge fehlen", nahm Franz Bezug auf die Ankündigung der Bahn vom Mittwoch, zum Jahresende wieder mit 500 Viertelzügen unterwegs zu sein. Das mache vor allem zu Hauptverkehrszeiten einen Unterschied, wo Verstärkerzüge fehlten und Bahnen nicht in voller Länge fahren würden. Noch deutlicher werde das Problem, wenn Mitte 2012 der neue Flughafen BER in Betrieb geht: Für dessen Anbindung würden nochmals 13 Viertelzüge mehr benötigt.

Dementsprechend kam die S-Bahn auch bei der Pünktlichkeit schlecht weg. Gemessen an der bestellten Leistung lag sie 2010 bei knapp 77 Prozent, im Dezember sogar bei unter 40 Prozent. Zum Vergleich: 2008 waren noch über 90 Prozent der Züge pünktlich gewesen. Pünktlich bedeutet, dass eine Bahn höchstens drei Minuten zu spät kommt. In den ersten Monaten 2011 sei die Pünktlichkeit immerhin wieder auf 81 Prozent gestiegen.

Matthias Horth vom Fahrgastverband Igeb forderte, dass unter anderem die Pünktlichkeit in zukünftigen Verträgen stärker berücksichtigt werden müsse. "Damit die Unternehmen das auch monetär spüren, wenn sie schlechte Leistung erbringen." Horth kritisierte aus Fahrgastsicht auch die anhaltenden Streiks bei der Ostdeutschen Eisenbahn (Odeg). "Die Informationssituation war katastrophal." So seien teilweise Entscheidungen über den Zugverkehr am kommenden Tag in der Nacht zuvor getroffen worden. Insgesamt sank die gemessene Kundenzufriedenheit im Regionalverkehr leicht von 1,91 in 2009 auf 1,95 in 2010 auf einer Schulnotenskala.

Bei der BVG kam in Sachen Pünktlichkeit die U-Bahn am besten weg: Knapp 98 Prozent der Bahnen waren 2010 pünktlich. Bei den Straßenbahnen waren es 91 Prozent, bei den Bussen knapp 85 Prozent.

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