Tocotronic: Auf ein Neues

"Kapitulation" heißt das neue Album von Tocotronic. Wie gewohnt, stellt Sänger Dirk von Lowtzow Fragen, die ins Mark gehen.

Eine faule Band, die dazu steht: Tocotronic Bild: universal/katja ruge

Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn in diesem Sommer die Leute nicht durch die Straßen schlenderten und dabei vor sich hin summten: "Und wenn Du kurz davor bist, kurz vor dem Fall. Und wenn Du denkst: Fuck it all. Und wenn Du nicht weißt, wie soll es weitergehen: Kapitulation! Ohohoh!"

Denn: Tocotronic haben ein neues Album gemacht. Ihr achtes. Es heißt "Kapitulation" und ist schlicht grandios. Es rockt, und zwar ganz lässig, selbstverständlich, ohne große Mühe. Mit großem, weitem Klang. Und einem wieder frisch renovierten Sinn für die Melodien, denen zum Mitsingen, nicht denen zum Mitgrölen.

Das Beste und Größte an ihm sind die Texte, die ohne jede Verquastheit und trotzdem in schönster poetischer Verpackung die Fragen von heute auf den Punkt bringen. Muss ich wirklich andauernd netzwerken, aufnahme- und einsatzbereit sein? Fehlen mir sämtliche Kernkompetenzen, wenn ich das nicht kann? Muss meine Freizeit so aussehen wie meine Arbeit? Und was muss ich tun, um mich trotz des ganzen Stresses immer mal wieder in die Welt, die Menschen und mich selbst zu verlieben?

Wer ist der Mann? Fans rätseln... Bild: universal

Dirk von Lowtzow (Gesang, Gitarre), Arne Zank (Schlagzeug), Jan Müller (Bass) und Rick McPhail (Gitarre) haben da eine Strategie entwickelt. Ihr Manifest zum Album bündelt den philosophischen Tocotronic-state-of-the-art des Albums: Kapitulieren ist die ultimative Befreiung. Liegst du am Boden, bleib einfach liegen. Genieß deine eigene Nutzlosigkeit. Schmeiß die Dinge hin, sag mal was ab, lad dir lieber ein paar Leute nach Hause ein. Diese Platte ist tröstlich wie Brahms "Deutsches Requiem" und aufrüttelnd wie zehn Anti-G-8-Demonstrationen zusammen.

Tocotronic : "Kapitulation" (Universal)

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