Eine Alternative zur Embryonenforschung

Forschern aus Japan und USA gelang es, ausgewachsene Mauszellen so umzuprogrammieren, dass sie sich wie embryonale Stammzellen verhalten

Zellen aus dem Bindegewebe von Mäusen lassen sich mit einem genetischen Trick so umprogrammieren, dass sie embryonalen Stammzellen gleichen. Mit der Methode könnte vielleicht künftig die Nutzung von embryonalen Stammzellen bei Therapien vermieden werden, berichten japanische und US-Forscher in zwei Artikeln, die in den Fachjournalen Nature und Cell Stem Cell veröffentlicht wurden. Selbst Mitautor Rudolf Jaenisch vom Whitehead Institute for Biomedical Research & MIT in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts, war erstaunt, dass die Zurückverwandlung der normalen Körperzellen ohne den Umweg über eine Eizelle in embryonale Stammzellen so gut klappte.

Ein klinische Anwendung ist jedoch noch weit weg. Erst einmal muss jetzt gezeigt werden, ob die bisher nur bei Mauszellen ausprobierte Methode auch bei menschlichen Zellen funktioniert. Zudem haben die Forscher mit Zellen gearbeitet, die hochgradig genetisch verändert waren. Derartige Zellen auf einen Menschen zu übertragen, wäre ein viel zu großes Wagnis.

Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) begrüßte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die „hochinteressante Entwicklung“ und kündigte an, dass die Bundesregierung noch vor der Sommerpause fünf Millionen Euro für ähnliche Forschungsarbeiten in Deutschland zur Verfügung stellen werde.

Die Forscher hatten bei Mäusen die sogenannten Fibroblasten im Bindegewebe umprogrammiert. Dazu brachten sie vier zusätzliche Gene in die erwachsenen Zellen ein, die eine „Verjüngung“ der zellulären Strukturen auslösen. Anschließend suchten sie diejenigen Zellen heraus, die bestimmte Merkmale für Pluripotenz aufwiesen. Darunter verstehen Forscher die Fähigkeit von Zellen, sich in vielen verschiedenen Zelltypen entwickeln zu können.

Die so gewonnenen Zellen wiesen eine gleichartige genetische Aktivität wie embryonale Stammzellen auf, schreiben die Forscher. Auch andere typische Merkmale hätten übereingestimmt. Die Gruppe um den Forscher Shinya Yamanaka, von der Kyoto University, hatte bereits im vergangenen Jahr derartige Zellen aus erwachsenen Fibroblasten hergestellt, bei ihnen waren die Ähnlichkeiten zu embryonalen Stammzellen allerdings weniger stark. Den Forschern gelang es anschließend auch, die „verjüngten“ Zellen in Mäusen heranwachsen zu lassen. Die „künstlichen Stammzellen“ reiften dabei nachweislich zu verschiedenen Zelltypen heran.

Bewähre sich die Methode in weiteren Versuchen, sei dies eine Alternative zu der ethisch umstrittenen Nutzung embryonaler Stammzellen für die Therapie von Krankheiten, schreiben Konrad Hochedlinger vom Harvard Stem Cell Institute und Kathrin Plath von der UCLA School of Medicine in Los Angeles in ihrer in Cell Stem Cell veröffentlichten Studie. Es würde ein kleines Hautstück des jeweiligen Patienten genügen, um diesen gezielt behandeln zu können. DPA, WLF