Störfall im Reaktor Biblis A

■ Beim Jubiläum die Meldung verzögert

Frankfurt/Main (taz) – 25 Jahre AKW Biblis Block A am Netz; ein Grund zum feiern? Jedenfalls für die Betreibergesellschaft RWE und für die Beschäftigten mit ihren Familien am 25. August 1999. Bonne Fete mit der Gurkenkönigin von Biblis unter der Reaktorkuppel. Im Heißdampfkreislauf des AKW, der frei von jeder Radioaktivität bleiben muss, war es dagegen nur zwei Tage vorher zu einem Störfall gekommen.

„Aktivitätshaltiges Kühlmittel“, so der hessische Umweltminister Wilhelm Dietzel (CDU), war wegen einer Leckage im Kühlmittelreinigungssystem in den Heißdampfkreislauf „übergetreten“. Die Öffentlichkeit erfuhr allerdings erst vier Tage später von dem meldepflichtigen „Ereignis der Kategorie N“; zwei Tage nach dem Jubiläum.

Aufgefallen war die verspätete Störfallmeldung ausgerechnet Dietzels Parteifreuden aus den Reihen der Christlichen Demokraten gegen Atomkraft (CDAK). Diese Unterorganisation der Union existiert tatsächlich und zählt 678 Mitglieder aus CDU und CSU. Die CDAK wollte von Dietzel den genauen zeitlichen Ablauf wissen, die Antwort liegt jetzt vor. Ereignis: 23. 8. 1999, um 21.26 Uhr, der Störfall. Telefonische Meldung an das Ministerium: 24. 8. 1999, um 11.20 Uhr. Schriftliche Meldung ans Ministerium: 27. 8. 1999. Information der Öffentlichkeit: 27. 8. 1999. Ein Verstoß gegen die einschlägigen Meldevorschriften? Für Dietzel nicht. Denn „nur Ereignisse mit Bedeutung für die Öffentlichkeit“ würden noch am selben Tag bekannt gegeben; bei anderen gelte eine Frist von fünf Tagen. kpk