„Bin Laden ist CIA-Agent“

Der Journalist Mondher zu den Vorwürfen, mit seinem TV-Sender Hass zu schüren

taz: Herr Mondher, Sie arbeiten für einen der Sender, deren Berichterstattung das Transatlantische Institut untersucht hat. Die aufgeführten Beispiele für Intoleranz, Frauenfeindlichkeit und Hass finde ich als westliche Journalistin schockierend.

Nemri Mondher: Für mich war es, als würde ich dem Prozess für diese Sender beiwohnen. Hinter dem Transatlantischen Institut steckt die israelische Lobby.

In der Untersuchung wird erwähnt, dass in Ihrem Programm die Frauen nur verschleiert vor die Kamera treten.

Es ist absurd, über den Schleier in einem iranischen Programm zu diskutieren. Dort sind alle Frauen verschleiert, das ist Pflicht. Wenn meine Kolleginnen das Studio verlassen und ins Hotel gehen, nehmen sie den Schleier ab. Die Chefs unseres Senders haben im Westen studiert. Sie gehören der neuen liberalen Generation an. Ich arbeite seit einem Jahr für al-Alam und erinnere mich an keinen einzigen Zensurversuch. In Den Haag habe ich ein dreißigminütiges Interview mit dem israelischen Außenminister gemacht, das wir in voller Länge gesendet haben. Natür-lich kenne ich die Rote Linie. Frauen in Miniröcken würde ich nicht drehen lassen, auch nicht bei einer Anti-Bush-Demo. Was die Männer reizen könnte, das würde nicht gesendet.

Die Programmausschnitte, die wir gesehen haben, wirkten nicht sehr liberal.

Das Institut hat nur gesehen, was es sehen wollte. Zum Beispiel den Beitrag über Beschneidungen. Eine Minderheit praktiziert das. Der Koran sagt nichts darüber. Es war eine Reportage in einem Wochenmagazin von al-Dschasira. Die Zuschauer können sich selber ein Urteil bilden.

Sind Sie nicht der Meinung, dass es die Aufgabe des Journalisten wäre, mäßigend einzuwirken statt Aufrufe zum Dschihad zu verbreiten?

Dschihad – den Ausdruck gibt es seit 14 Jahrhunderten, es kann Kampf gegen Ungleichheit bedeuten, gegen das Böse, den Kolonialismus … Was US-Präsident Bush gegen die Terroristen macht, das ist auch Dschihad. Da sagt kein Europäer was. Aber wenn ein Geistlicher den Palästinensern oder Irakern das Recht auf Dschihad zuspricht, wird es als Terrorismus qualifiziert.

Was sagen Sie zu den Verschwörungstheorien, die von den arabischen Sendern verbreitet werden?

Ich habe das recherchiert. Niemand kann innerhalb von sechs Monaten so fliegen lernen, dass er die Türme trifft. Bin Laden ist immer noch ein CIA-Agent. So hat die CIA immer gearbeitet, in Kuba, in Chile … Vater Bush hat mit der Bin-Laden-Familie beste Geschäfte gemacht. Jedes Mal, wenn die Popularität vom Junior sinkt, taucht ein neues Bin-Laden-Video auf. INTERVIEW:
DANIELA WEINGÄRTNER