Klonforscher gesteht Lüge ein

Der südkoreanische Klonpionier Hwang Woo Suk hat doch mit Eizellen seiner Mitarbeiterinnen geforscht

„Mein Vertrauen ist zerstört. Das widert mich an,ich kann nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten“

Der südkoreanische Klonforscher Hwang Woo Suk ist von allen seinen öffentlichen Ämtern zurückgetreten. Der Klonexperte Hwang räumte gestern auf einer Pressekonferenz in Seoul ein, dass entgegen seinen früheren Erklärungen zwei seiner Mitarbeiterinnen Eizellen für seine Stammzellforschungen gespendet hätten. Zudem hätten Frauen für ihre zur Verfügung gestellten Eizellen Geld erhalten. Beides entspricht nicht den üblichen internationalen ethischen Standards. „Es tut mir Leid, über solche beschämenden Dinge zu sprechen“, erklärte Hwang.

Der Tiermediziner Hwang, der in seiner Heimat als Nationalheld gefeiert wird, hatte nicht nur als Erster einen menschlichen Embryo geklont und dessen Stammzellen isoliert, er stellte auch als Erster embryonale Stammzellen von mehreren an einer unheilbaren Krankheit leidenden Patienten her. Vor wenigen Monaten erst präsentierte er auch den ersten geklonten Hund.

Erste Anschuldigungen, dass der südkoreanische Wissenschaftler bei seinen Forschungen auch Eizellen seiner Mitarbeiterinnen nutzte, wurden schon vor über einem Jahr laut. Das Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlichte 2004 entsprechende Vorwürfe, die jedoch von Hwang wiederholt zurückgewiesen wurden. Zuletzt erklärte er vor wenigen Wochen in Berlin, dass keine seiner Mitarbeiterinnen Eizellen gespendet hätten.

Neue Nahrung erhielten die Gerüchte, nachdem vor zehn Tagen sein enger Kooperationspartner und Forscherkollege Gerald Schatten, von der University of Pittsburgh, im US-Bundesstaat Pennsylvania, öffentlich die Zusammenarbeit mit Hwang aufkündigte. Er beschuldigte den Südkoreaner, bei den umstrittenen Eispenden gelogen zu haben. Schatten sollte zusammen mit Hwang ein weltweites Projekt aufbauen, dass Forschern Stammzellen zur Verfügung stellt und die Stammzellforschung insgesamt fördert. Für die Fachwelt kam die Absage Schattens überraschend. Er habe bisher immer Hwangs Versicherungen geglaubt, sich nur auf freiwillige Spenden gestützt zu haben, erklärte Schatten. Er habe aber einsehen müssen, dass er belogen worden ist. „Mein Vertrauen ist zerstört“, fand Schatten deutliche Worte, „das widert mich an, ich kann nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten.“

Seitdem wurde der Druck auf Hwang immer größer. Zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen aus Hwangs Labor sollen Eizellen gespendet haben, berichten die südkoreanischen Medien. Und einen Tag vor Hwangs öffentlichem Eingeständnis zitierten dann die Medien einen Forscherkollegen, der zugab, Eizellspenderinnen bezahlt zu haben. Umgerechnet 1.200 Euro sollen sie erhalten haben.

Hwang will von all dem nichts gewusst haben, als er seine Forschungsarbeiten veröffentlichte. Und später habe er auf Wunsch der Spenderinnen falsche Angaben gemacht, erklärte der Klonforscher. Hwang hofft, dass er jetzt weiter forschen kann. Mit einer Strafe muss er nicht rechnen, denn die bezahlte Eispende ist in Südkorea erst seit diesem Jahr verboten.

WOLFGANG LÖHR