Rechts rappt sich in Szene

Mit modernem Sound versucht die rechte Szene bei Jugendlichen Fuß zu fassen. Unter Neonazis ist die Strategie umstritten: Nicht alle können der Idee vom „nationalen Rap“ etwas abgewinnen

AUS AACHENMICHAEL KLARMANN

Die Neonazi-Szene entdeckt HipHop und Rap. Unter dem Namen „N-Soundz“ kündigen Rechtsextremisten aus NRW an, Rap-Musik mit „nationalrevolutionären Klängen“ zu produzieren. Damit wollen die Neonazis offenbar eine „Marktlücke“ schließen und Fans dieser populären Musikstile für ihre Sache ködern.

„N-Soundz“ werben mit dem Slogan „Rap ist nicht schwarz!“ und kündigen per Internet für Januar an, einen „Demo-Sampler“ gratis online zu stellen. Als Band sind sie bislang nur anonym und virtuell an die Öffentlichkeit getreten. So verkündeten sie im August 2005 auf ihrer Homepage: „Heil Euch! (...) Wir haben uns als Ziel gesetzt den Rap-Hörenden Anhängern unserer Bewegung, Musik zu bieten.“ Nach wenigen Wochen wurde die Seite zwar wieder abgeschaltet. Jedoch diskutierte der Webmaster der Nazi-Rapper in einschlägigen Webforen mit den Gesinnungsgenossen. Im Oktober kündigte er mehrere „N-Soundz“-Demotapes an. Zwei der von ihm genannten Titel: „Mustache Abschiebeknast Vol.1“ und „Krauts Just Deutsch“.

Antifaschisten entdeckten die sich selbst als „N-Soundz Crew“ bezeichnenden Musiker ursprünglich in Aachen. Als Anmelder einer neuen Homepage fungiert inzwischen allerdings ein junger Mann aus Grevenbroich bei Neuss – offenbar der Sohn von Christian Malcoci, einem der führenden Neonazis aus NRW. Der ehemalige Führungskader der verbotenen FAP kandidierte im Mai 2005 bei der NRW-Landtagswahl auf Platz 8 der NPD-Reserveliste.

Dass Rap-Musik jetzt zum neuen Betätigungsfeld der Rechten werden soll, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Schließlich stammt die Musik ursprünglich aus den Ghettos der USA und war einst ein Sprachrohr gegen soziale Missstände und rassistische Unterdrückung von farbigen US-Amerikanern. Auch immer mehr deutschsprachige Rapper mit und ohne migrantischen Hintergrund singen unverblümt vom harten Alltag auf der Straße, von Rassismus und Drogenwahn. Damit erfreuen sie sich bei frustrierten und sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen – Deutschen und Nicht-Deutschen – zunehmender Beliebtheit. Beobachter vermuten nun, „N-Soundz“ wollten das vorhandene Frustpotential deutscher Kids und Teens in die „rechten“ Bahnen lenken.

Ob das klappt, ähnlich wie beim Rechtsrock, den Experten als sehr effektives Rekrutierungsmittel für den rechtsextremen Nachwuchs einstufen, ist allerdings fraglich. Denn schon unter den Rechten selbst sind Projekte wie „N-Soundz“ umstritten. Zwar freut sich eine Teilnehmerin in einem Webforum, endlich könne sie bald „nationalen Rap statt diese Amischeiße“ hören. Anderswo im Netz fand jemand, „N-Soundz“ würden „den Widerstand bereichern“. Andere allerdings nennen die Nazi-Rapper „Idioten“. Ein Rechtsrock-Fan schimpfte in einem Forum, die Szene brauche „keine nationalen Rapper“: Die Musik sei keine Bereicherung für die eigene Szene.