El-Masri will nach Peking schwimmen

Überraschungserfolg beim Schwimmweltcup bringt den jungen Berliner seinem Ziel näher: dem Olympiasieg

Rafed El-Masri ist 23 Jahre alt. Er ist ein junger Mann, der genau weiß, was er will. Und er will nicht wenig. 2008 möchte er Olympiasieger über 50 Meter Freistil werden. Dabei sein allein reicht ihm nicht. Er will der Beste werden, glaubt daran, dass er es schaffen kann, und findet seine Zielstellung völlig normal: „Wer nicht Olympiasieger werden will, der hat im Leistungssport nichts verloren“, sagt er und grinst.

Vor dem Einschwimmen am Samstag hat er sich ein wenig Zeit genommen für ein Gespräch. El-Masri steht breitbeinig in einer Ecke des Foyers der Schwimmhalle an der Landsberger Allee und parliert locker über seine großen Pläne für die nahe Zukunft. Sollte er sie umsetzen können, dann dürfte es weit schwieriger werden, am Rande eines großen internationalen Wettkampfes ein ruhiges Gespräch mit ihm zu führen. Beim Kurzbahn-Weltcup der Schwimmer, der am Wochenende in der Halle an der Landsberger Allee stattfand, standen andere Sportler im Mittelpunkt des Interesses. Thomas Rupprath etwa, der deutsche Kurzbahnstar, der auch um eine Spitzenplatzierung in der Weltcup-Gesamtwertung geschwommen ist. Oder der Ukrainer Oleg Lisogor, der mit 26,17 Sekunden einen neuen Weltrekord über 50 Meter Brust aufgestellt hat. Ein Rafed El-Masri wurde da so gut wie gar nicht wahrgenommen.

Dabei hätte er viel zu erzählen. Es dürfte wenige Spitzenschwimmer geben, die wie er erst im Alter von 16 Jahren mit dem Leistungssport begonnen haben. El-Masri war damals gerade mit seinen Eltern aus dem Oberharz nach Berlin gezogen. Jetzt begann er regelmäßig zu trainieren. Schnell stand fest , dass er zur SG Neukölln wollte, dem „absoluten Nonplusultra in der Stadt“. Er hat Franziska van Almsicks Erfolge bewundert und sich vorgenommen: „Zu ihrem Trainer will ich.“ Es hat geklappt. Seit 2002 trainiert er nun mit Franzis Erfolgscoach Norbert Warnatzsch. Mit Erfolg: 2005 wurde er erstmals Deutscher Meister über 50 Meter Freistil.

Ob er jemals für Deutschland an den Start gehen wird, steht indes noch nicht fest. Nachdem der Sohn syrischer Eltern 2004 die deutsche Olympianorm knapp verpasst hatte, ist er für Syrien ins Becken gesprungen. Doch schon damals stand für ihn fest, dass das nicht so bleiben wird. Er brauche, so sagt er, einen Verband, der ihm weiterhelfen kann. Der DSV wäre ein solcher Verband. Doch El-Masri, der Umworbene, hält sich bedeckt. Eine Herzenssache wird der Verbandswechsel nicht. Es geht ihm allein um die optimale Förderung. Er deutet an, dass er die auch bei einem anderen Verband als dem DSV bekommen könnte. Bei welchem, sagt er nicht. Einzig Berlin und seinem Club ist er emotional verbunden. „Ich vertrete immer Neukölln“, sagt er.

Dort fühlt er sich gut aufgehoben. Er gehört zum Team Peking 2008, das die SG für ihre Olympiakandidaten gegründet hat. Erste Sponsoren wurden gefunden. Nun fällt es leichter, die teuren Trainingslager für die Sportler zu finanzieren. Jochen Hanz, selbst ehemaliger Leistungsschwimmer, hatte die Idee für die gemeinsame Präsentation der Trainingsgemeinschaft, der neben El-Masri unter anderem die international erfahrenen Britta Steffen und Dorothea Brandt angehören. Ziel ist es, möglichst alle sieben Teammitglieder nach Peking zu schicken. „Wenn Rafed dann auch noch Olympiasieger werden könnte, wäre das natürlich super Klasse“, sagt Hanz.

Doch bis dahin muss El-Masri noch viele Trainingskilometer hinter sich bringen. Für den Heimweltcup in Berlin hatte sich El-Masri übrigens nicht allzu viel vorgenommen. In 22,07 Sekunden hat er sich dann locker für das Finale qualifiziert und damit ein echtes Ausrufezeichen gesetzt. Wichtig ist ihm jedoch etwas anderes. Denn El-Masri trainiert nicht für den Weltcup, er trainiert für Olympia 2008.

ANDREAS RÜTTENAUER