McDonald’s & Co verfüttern den Regenwald

Greenpeace: Die Nachfrage nach Sojabohnen zur Tiermast trägt zur Schädigung des Amazonasgebietes bei

BERLIN taz ■ Der Fast-Food-Konzern McDonald’s ist mitverantwortlich für den Rückgang des brasilianischen Regenwaldes. Diesen Vorwurf erhebt die Umweltschutzorganisation Greenpeace in ihrem neuen Report „Eating up the Amazon“. Die Umweltschützer sehen eine direkte Verbindung zwischen der hohen Nachfrage nach Fleisch und dem Sojabohnenanbau auf illegal gerodeten Flächen im Amazonasgebiet. McDonald’s gilt dabei nur als Symbol – die Vorwürfe richten sich auch gegen andere Restaurant- und Supermarktketten.

Sojaschrot ist das wichtigste eiweißhaltige Futtermittel in der Tiermast. Für die Massenhaltung von Rindern, Schweinen und Hühnern werden jährlich viele Millionen Tonnen gebraucht. Um mit der steigenden Nachfrage mithalten zu können, roden brasilianische Farmer den Urwald im Amazonas-Becken – meist illegal. Kurzfristig bietet der Regenwald eine ideale Anbaufläche, zumal wenn mit Feuer gerodet wird: Durch die Verbrennung gelangen wichtige Nährstoffe in den Boden, die sonst in den Pflanzen gespeichert sind. Das macht die frisch geräumte Fläche für ein paar Jahre sehr fruchtbar. „Die Landwirtschaft ist inzwischen eine ebenso große Bedrohung für den Urwald wie der illegale Holzeinschlag“, sagt Greenpeace-Expertin Ulrike Brendel.

Der Sojaanbau in Brasilien hat sich in den vergangenen sieben Jahren fast verdoppelt. Seit 2005 ist es der größte Sojaexporteur der Welt. Die jährlich 50 Millionen Tonnen Soja werden auf 23 Millionen Hektar angebaut. Das ist eine Fläche so groß wie Großbritannien. Schon fünf Prozent der eiweißhaltigen Bohnen stammen inzwischen aus dem Amazonasgebiet.

Der Anbau verdrängt nicht nur den Regenwald, sondern schafft auch soziales Unrecht. Die Ureinwohner werden mit Gewalt vertrieben. Billige Arbeitskräfte für die Farmen werden mit falschen Versprechungen auf gut bezahlte Jobs aus den Slumgürteln der Städte hergelockt und müssen oft unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten. Die Farmer nehmen ihnen die Pässe weg und zwingen sie, 7 Tage die Woche 16 Stunden täglich zu schuften. Um das Land zu bekommen, schrecken Farmer auch vor Mord nicht zurück, berichtet Greenpeace.

McDonald’s erklärte, im Konzern habe man von illegalen Rodungen nichts gewusst. „Wir werden eine Untersuchung einleiten und den Report genau studieren“, heißt es in einer E-Mail des Konzerns auf taz-Anfrage.

Doch auch ein Stopp des Sojaanbaus allein könnte den Regenwald nicht retten. „Das ginge nicht weit genug“, sagt Greenpeace-Expertin Brendel. „Dann wird eben etwas anderes angebaut, was der Weltmarkt nachfragt.“ Greenpeace fordert, dass in der Amazonasregion Schutzgebiete ausgewiesen werden, die unter internationaler Kontrolle stehen. Das brasilianische Umweltministerium kann das riesige Amazonasgebiet allein kaum kontrollieren und ist dazu noch schlecht ausgestattet. Während Greenpeace bei seinen Recherchen auf Satellitenbilder zurückgreifen konnte, verfügt die Behörde nicht mal über einen Hubschrauber, berichtet Brendel.

ANNA DOBELMANN