Studentendorf wird Baustelle

Baubeginn im Studentendorf Schlachtensee: Seit Samstag wird der erste Pavillon des denkmalgeschützten Ensembles saniert. Genossenschaft kämpft um weitere Förderung

Gut gewählt hatte die Genossenschaft Studentendorf Schlachtensee den Baubeginn zur Sanierung ihres „nationalen Kulturdenkmals“. Am Samstagabend, zugleich „Tag des offenen Denkmals“, wurde im Beisein von SPD-Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer, Architekten und Studierenden der Startschuss zur behutsamen Erneuerung des denkmalgeschützten Ensembles aus den 1950er-Jahren gegeben. Bis 2007 soll der erste Wohnpavillon umgebaut und saniert werden, erklärte Andreas Barz, Vorstand der studentischen Genossenschaft. Der Abschluss der gesamten Erneuerung, bei der rund 1.000 Studentenwohnungen renoviert und dabei die Grundrisse vergrößert werden sollen, sei für 2016 anvisiert.

Die Genossenschafter werteten den Baubeginn als weiteren Erfolg ihrer Strategie, die studentische Wohnanlage in FU-Nähe zu erhalten und zu verbessern. Es habe sich gelohnt, gegen die Abrisspläne der Anlage in den 1990er-Jahren durch das Land zu kämpfen. Konsequent sei auch die Verhinderung eines Kaufangebots privater Investoren gewesen. Der Erwerb des Ensembles durch die Genossen 2003 habe dazu geführt, dass „seither eine sukzessive Inbetriebnahme der teilweise zerstörten Gebäude vorgenommen werden konnte“, so Barz.

Nach den ersten „Instandsetzungen“ konnten 2006 sogar knapp 600 Wohnplätze an Studenten vergeben werden. Mit der Erhebung der Anlage in den Rang eines nationalen Kulturdenkmals im März 2006 und der Zusage finanzieller Mittel durch den Bund und das Landesdenkmalamt sei es möglich geworden, „die lange geplante denkmalpflegerische Erneuerung insgesamt zu beginnen“.

Dennoch bleibt für die Genossenschaft Schlachtensee die Finanzierung auch in Zukunft der härteste Brocken. Ohne zusätzliche öffentliche und private Mittel wird er nicht zu knacken sein. Bund und Land haben bisher zwar knapp 300.000 Euro zugesichert. Die Gesamtkosten der Sanierung werden aber auf 11 Millionen Euro geschätzt.

Die Bauten der studentischen Wohnanlage, die 1957 mit amerikanischer Hilfe und im Stil der Nachkriegsmoderne als grünes Pavillondörfchen mit Wohn- und Gemeinschaftshäusern errichtet wurden, sind marode. Die Mittel, die für den Baubeginn zur Verfügung stehen, reichen gerade einmal zur Renovierung eines einzigen Pavillons aus. Aus den Mieteinnahmen lassen sich die zusätzlichen Investitionen nicht finanzieren. Barz hofft, dass Bund und Land das Denkmal durch die Auszeichnung als Symbol der Nachkriegsmoderne weiter fördern werden; schließlich gebe es in Berlin intensive „Bemühungen“, die Finanzierung der Bauvorhaben zu „erleichtern“.

Wer den beständigen Kampf der Genossenschaft Schlachtensee kennt, weiß, dass sie auch diese „Bemühungen“ für sich entscheiden werden.

ROLF LAUTENSCHLÄGER