China in aller Munde

Nach „McZahn“ kommt mit „Dr. Z“ noch ein Zahndiscounter nach NRW. Auch er verspricht Patienten Zahnersatz ohne Zuzahlung. Alteingesessene Mediziner fürchten eine Gezeitenwende

VON MIRIAM BUNJES

Noch mehr Billig-Konkurrenz in der Zahnmedizin: Nach „McZahn“ in Krefeld eröffnete am Montag mit „Dr. Z“ in Düsseldorf ein weiterer Dental-Discounter. „100 Prozent Zahnersatz – 0 Prozent Zuzahlung“ wirbt das Unternehmen. Das Konzept ist simpel: Der Zahnersatz wird in der Türkei oder in Osteuropa hergestellt – „unter deutscher Aufsicht“, wie Geschäftsführerin Inga Hagen betont. Gleichzeitig spart „Dr. Z“ beim Personal: Statt der Sprechstundenhilfe geben die PatientInnen ihre Versicherungskarte einem Automaten.

In ganz Deutschland und auch in den Nachbarländern will die Dr. Z GmbH Filialen hochziehen. „Das machen wir vom Markt abhängig“, sagt Hagen. Der wartet nur auf die Billigangebote, glaubt Wolfram Candidus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten.

„Die Krankenkassen haben der Geiz-ist-Geil-Mentalität selbst die Tür geöffnet“, sagt Candidus. Die Kassen übernehmen seit 2005 einen nach Art der Erkrankung festgesetzten Preis. Den Rest zahlen die Patientinnen und Patienten. Früher bekamen sie einen festgelegten Teil ihrer Zahnarztrechnung erstattet – egal wie hoch die Preise waren. „Billigpreise sind bei so einem System sehr attraktiv“, sagt Candidus. „Es wird sich dann zeigen, ob die Qualität bei den Discounter auf der Strecke bleibt.“

An der Qualität der neuen Konkurrenten zweifeln naturgemäß auch die Alteingesessenen. „Passt das Implantat nicht, wird es dann zurück nach China geschickt?“, fragt Michael Knittel, Geschäftsführer der Zahntechniker-Innung Düsseldorf. Zudem hält er den „Nulltarif“ (McZahn) für „Augenwischerei“: „Dafür kriegt man einen grauen Metallzahn, mit dem heute keiner mehr herumlaufen will“, sagt Knittel. „Die müssen ja auch mit den Festpreisen der Krankenkassen arbeiten.“

Sind die Zahnarztketten erfolgreich, fallen allein in NRW 1.000 Arbeitsplätze in Dentallaboren weg, hat die Innung errechnet. Deutschlandweit 400 McZahn-Filialen bis 2009 hat der Willicher Kaufmann Werner Brandenbusch angekündigt. Bislang gibt es eine einzige in Krefeld, neue Zulassungsanträge bei den Kassenärztlichen Vereinigungen NRWs gibt es nicht. McZahn arbeitet wie sein Namensvorbild in der Fastfood-Branche nach dem Franchise-Prinzip, Dr. Z will die Zahnärzte am Gewinn beteiligen. „Dadurch besteht die Gefahr, dass die Zahnärzte umfangreicher behandeln als medizinisch notwendig“, sagt Knittel. Tatsächlich sind die Gewinnbeteiligungen und die amerikanisierten Namen das einzig Neue an den Discountern. Zahnersatz aus dem Ausland wird in vielen Laboren nämlich schon seit Jahren angeboten.

Oft, wie auch bei McZahn, kommen die Zähne aus China. Beispiel: Das Dentallabor Mamisch Dental Health (MDH) aus Mülheim. 420 seiner Angestellten arbeiten in China, 50 in Mülheim – seit zehn Jahren. Für eine mit Keramik beschichtete Krone bezahlen PatientInnen knapp 50 Euro, bei einem deutschen Labor wären es 140. „Wir haben derzeit einen Ansturm an Zahnärzten, die nach preisgünstigeren Produkten suchen“, sagte MDH-Vorstand Ludwig Riemer dem Manager Magazin.

Studien über die Qualität von Zahnersatz aus dem Ausland kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. „Qualitätskontrollen sind schließlich auch viel schwieriger“, sagt Patientenvertreter Candidus. Er rät PatientInnen deshalb, auf Transparenz zu pochen: „Es sollte vorher feststehen, was bei Mängeln passiert.“