Schlagloch: My Back Pages

Das Schlagloch: Man konnte sich gegen Sekten entscheiden – und auch gegen den Terrorismus.

Wir müssen uns Terroristen nicht als glückliche Menschen vorstellen. Die wenigen, die ich in meinem Leben getroffen habe, waren sogar ziemlich abstoßend. Man konnte sich nicht normal mit ihnen unterhalten, weil sie sich für gar nichts anderes als für sich selbst und das Terroristische interessierten. Ihre Sprache war verdreht wie von Sektenangehörigen. Aber es war sowieso die Zeit der Sekten: Jesus People, Bhagwan, KBW, DKP, USW …

Sannyasins nervten mit demonstrativer Unverklemmtheit, KBWler mit deutschem Besserwissertum, DKPler mit grauenvoller Spießigkeit. Terroristen waren die anstrengendsten. Sie waren hochmütig, rücksichtslos und egoistisch. Sie hörten nicht zu, lachten selten und wenn man nicht aufpasste, konnten sie lebensgefährlich sein. Ich glaube, nur weil ich sie so bestimmerisch und doof fand, bin ich nicht Terroristin geworden.

Und doch hätte jeder, den ich damals kannte, Terrorist werden können. So wie auch jeder depressiv oder schizophren hätte werden können. Wir waren ja alle demonstrativ unverklemmt, besserwisserisch, selbstgefällig, arrogant und egozentrisch. Gut, zwischendurch waren wir dann auch mal schamhaft, eingestanden dumm, von echter Neugier und Sehnsucht getrieben, zärtlich und fröhlich. Diejenigen, die den Unterschied erkennen und schätzen lernten, gingen dann in keine Sekte und entschieden sich gegen Depression oder Terrorismus. Andere wurden süchtig und starben daran.

Landkreis

Titel

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Nordsachsen

Wer kennt es nicht?

Der Landkreis Nordsachsen ist ein Landkreis im Freistaat Sachsen. Er entstand am 1. August 2008 im Zuge der sächsischen Kreisreform durch den Zusammenschluss der ehemaligen Landkreise Torgau-Oschatz und Delitzsch.

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Uckermark

Wüste

Der Landkreis Uckermark ist ein Landkreis im Nordosten Brandenburgs. Von Dezember 1993 bis September 2011 war er mit 3058 km² der nach Fläche größte Landkreis in Deutschland

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Ob man sich gegen Schizophrenie entscheiden kann, weiß ich nicht, aber sicher konnte man sich gegen Terrorismus entscheiden. Und das nicht nur aus Vernunftsgründen.

In 25 Jahren kann viel passieren. Man kann einen Beruf lernen und praktizieren, eine Ehe führen, sich wieder scheiden lassen und vielleicht noch eine Ehe führen. Man wird sich zu einer Frau oder einem Mann seiner Vorstellung entwickeln, kann ein Kind großziehen und ein Enkelkind bekommen. Man kann Erfahrungen in der Welt sammeln, die sich noch schneller verändert als man selbst. 25 Jahre sind kosmisch gesehen nicht mal ein Augenzwinkern, aber in einem Menschenleben bedeutet es ein Drittel, für manchen sogar mehr.

Bundesland

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Schleswig-Holstein

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Mecklenburg-Vorpommern

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Sachsen-Anhalt

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Bayern

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Die Terroristen sind jetzt alte Leute. Womöglich sind sie noch ältere Leute als diejenigen, die während der gleichen 25 Jahre draußen gelebt haben. Denn die mussten sich mit der Welt verändern. Moden, Meinungen, Menschen – alles wurde aussortiert, neu geordnet, recycelt, korrigiert, immer wieder bewegt.

Über ein Interview, das Günter Gaus mit Christian Klar führte, schrieb Arno Widmann in einem wunderbaren Artikel: „Christian Klar ist keiner, der auch nur eine Sekunde lang vergisst, dass er ein Gefangener ist. Zumal er nicht nur in der Justizvollzugsanstalt Bruchsal einsitzt, sondern auch – mehr als die meisten von uns – in sich.“ Wenn man 25 Jahre ein Leben draußen führen kann, dann verhindert die tägliche Auseinandersetzung mit dem Außen dieses Einsitzen in sich selbst. Im Normalfall. Zumindest hat man die Chance, sich immer wieder zu bewegen – körperlich, geistig, seelisch.

Man kann handeln. Fehler machen, in sich gehen, mit Freunden sprechen, andere Wege ausprobieren, neue Fehler machen, sich trösten lassen und andere bei ihren Lebensversuchen unterstützen. Hinfallen und aufstehen. Man wird immer wieder hinfallen, aber irgendwann nicht mehr auf die gleiche Stelle. Oder nicht mehr so ungeschickt. Man lernt. Und die, die einem nahe sind, beobachten einen dabei, korrigieren, halten, helfen auf. Das sind die Chancen für die meisten von uns.

Auf Günter Gaus Frage: „Sie sind seit 19 Jahren inhaftiert. Bedeutet das, dass sie überwiegend ein Leben im Kopf, in der Vergangenheit führen?“ antwortete Klar: „Es ist ein Bild gezeichnet worden, dass die Gefangenen mit dem Tag ihrer Verhaftung stehen bleiben.“

Der Satz ist so hellsichtig wie kryptisch, er sagt gleichzeitig etwas über außen und innen. Doch obwohl wir wissen, wer der Sprecher ist, fehlt er. Sowohl uns, die wir ihm zuhören, wie dem, der ihn sagt. Auch das ist wie bei einem Sektenmitglied, das sein Ego wegradierte. Widmann schrieb: „Spricht er endlich, so spricht kein Ich, sondern ein niemals definiertes Subjekt.“ Und doch weiß er wenig später, dass da natürlich doch noch irgendwo ein Ich ist, „ein Ich, das – ins Gefängnis gesteckt – sich in seine Welt verkrochen hat. Es ist eingemauert in Überzeugungen, die kaum mehr als Wörter sind.“

Wir müssen uns wohl jemanden, der 25 Jahre im Gefängnis gesessen hat, als kranken Menschen vorstellen. Zumal dann, wenn niemand bei seiner Entlassung in Jubel ausbricht. Wenn es nicht so sein wird wie an dem Tag, als Nelson Mandela, nach 30 Jahren Haft freigelassen, vor hunderttausend glücklich Tanzenden und Singenden sprach und in aller Welt, wo schwarze Südafrikaner lebten, Freudenpartys veranstaltet wurden.

Wir müssen hoffen, dass die eingemauerten Ichs der Terroristen noch mal eine Chance bekommen. Jeder Mensch hat eine zweite verdient.

Das sollten vor allem diejenigen aus der Generation der Terroristen wünschen, die selbst hätten Terroristen werden können. Die auch so sicher wussten, wie es die Generation vor ihnen hätte besser machen können. Die den Schrecken, Kinder von Mördern zu sein, nicht aushielten. In einer Talkshow war neulich kurz Rainer Langhans zu sehen. Auch er spricht häufig die Sektensprache des egozentrischen wegradierten Ichs, das seltsam autoritär nie „Ich“ sagt. Aber es gab einen interessanten Moment, als Langhans davon sprach, dass die Bundesrepublik auf Leichenbergen aufgebaut wurde und der Moderator plötzlich seinen Vater verteidigte, der als einfacher Soldat in einer Diktatur nicht anders habe handeln können. Dieses deutsche Gespräch wurde, so schnell wie es begann, auch wieder abgebrochen. Zu schmerzhaft fürs Fernsehen.

So schmerzhaft wie die Enttäuschung über die rot-grüne Regierung. So viel Hoffnung war mit ihr verbunden. Auf eine andere, eine kosmopolitischere Sicht auf die Welt und eine bessere Umgehensweise mit ihren Menschen. Eine Regierung, deren Mitglieder zum Teil aus eigener Erfahrung wussten, wie es war, als Terroristensympathisant zu gelten. Und ausgerechnet diese Regierung hat einen Jungen – denn als solcher ist Murat Kurnaz auf seine Abenteuerreise losgezogen – und den ebenfalls muslimischen Khaled El Masri im Stich gelassen und regelrecht verraten. Unter anderem vermutlich ein Innenminister, von dem der Vollzugsbeamte Horst Bubeck, der einst die erste Generation der RAF in Stammheim betreute, später sagte, er sei als RAF-Anwalt von eiskaltem Zynismus gewesen und habe RAF-Aussteiger besonders verunglimpft und herabgesetzt.

Eine deutsche Generation. Die bleierne Zeit hat sich in manchen Herzen gehalten, denen das Rechthaberische, egal auf welcher Seite sie gerade stehen, im Blut fließt..

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