Australien: Einwanderer auf dem Prüfstand

Neuerdings müssen Einbürgerungswillige in Australien 12 von 20 Fragen einer Prüfung richtig beantworten. Abgefragt wird vor allem die "weiße" Geschichte des Landes, sagen Kritiker.

Cricket gehört einfach dazu, wenn man die Werte der australischen Gesellschaft teilen möchte. Bild: rtr

CANBERRA taz "Wie heißt der größte australische Cricketspieler aller Zeiten?" Mit solchen Fragen sahen sich am Montag in Brisbane 33 Anwärter auf die australische Staatsbürgerschaft konfrontiert. Mit der Einführung eines Tests solle garantiert werden, dass zukünftige Australier "die Werte unserer Gesellschaft teilen", so Einwanderungsminister Kevin Andrews. Die Anwärter müssen im Multiple-Choice-System mindestens 12 von 20 Fragen richtig beantworten.

Bisher konnten Inhaber eines Dauervisums nach ein paar Jahren im Land eine Gebühr bezahlen, in einem persönlichen Gespräch ihre Loyalität gegenüber Australien bestätigen - und der Pass war ihrer. Über vier Millionen Menschen aus aller Welt machten seit 1949 von der Möglichkeit Gebrauch, die Staatsbürgerschaft zu erwerben. Im letzten Finanzjahr waren es über 100.000.

Einwanderer aus den Hauptherkunftsländern Großbritannien und Neuseeland sind deutlich weniger am australischen Pass interessiert als Menschen aus Staaten in Asien und dem Nahen Osten, in denen Englisch nicht die Hauptsprache ist.

Doch genau diesen solle mit dem neuen Test die Einbürgerung erschwert werden, behaupten Kritiker. Der Verband der ethnischen Gemeinden warnt, der Test konzentriere sich zu sehr auf die "weiße", britische Geschichte Australiens und berücksichtige die Traditionen der Ureinwohner und der Einwanderer aus nicht englischsprachigen Ländern kaum. Andere Opponenten meinen, der Test sei darauf ausgerichtet, muslimischen Bewerbern den Erwerb des australischen Passes zu erschweren.

Laut Lyn Allison, der Sprecherin der oppositionellen Demokratischen Partei, ist die Prüfung eingeführt worden, "um Australiern das Gefühl zu geben, sie würden von Einwanderern bedroht". Die Senatorin kritisiert verschiedene Testfragen und -antworten. So heißt es etwa im Text, in Australien herrsche eine "Gleichberechtigung der Möglichkeiten für alle". Dass in Wirklichkeit indigene Australier eine deutlich niedrigerer durchschnittliche Lebenserwartung haben als die Mehrheitsbevölkerung und die australische Regierung Flüchtlinge in Internierungslager sperre, sei Beweis dafür, dass die Aussage falsch ist.

Wie Umfragen von Fernsehstationen zeigen, hätten selbst im Lande geborene Australier Probleme, einige der Fragen richtig zu beantworten. So wissen viele nicht, dass die Akazie die Nationalblume Australiens ist; und sogar mit dem Rezitieren der ersten Zeile der Nationalhymne ("Australians all let us rejoice, For we are young and free") tun sich so manche "Aussies" schwer.

Zum Leidwesen des konservativen Premierministers John Howard, einem fanatischen Anhänger des Cricketsports, können auch nicht alle Befragten den Namen seines Helden wiedergeben: Der erfolgreichste australische Cricketspieler aller Zeiten hieß Don Bradman. Er starb 93-jährig im Jahr 2001.

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