Schlossplatz: Eine Wolke aus Würfeln

Die beiden Bewerber um die Zwischennutzung des Schlossplatzes müssen bis heute ihre Baupläne einreichen. Die Entscheidung über die Kunsthalle hat der Senat aber verschoben. Platz wäre für beide

Wie ein Raumschiff würde die Wolke für einige Zeit über Berlins Mitte schweben. Bild: Archiv

Wolke oder Würfel - das war einmal. Vieles spricht dafür, dass auf dem Schlossplatz bald zwei temporäre Bauten stehen. Nach monatelangem Ringen haben die vermeintlichen Konkurrenten um eine temporäre Kunsthalle nun ihre Gemeinsamkeiten entdeckt. Anfang September will die Initiative White Cube Berlin zusammen mit der Stiftung Zukunft Berlin und einem Unternehmensberater besprechen, wie man auf dem Schlossplatz beides verwirklichen könnte: Den wolkenförmigen Bau des Berliner Architekturbüros Graft und den weißen Würfel des österreichischen Architekten Adolf Krischanitz.

"Der Wettstreit zwischen Wolke und Würfel ist künstlich und überflüssig", sagt Constanze Kleiner von "White Cube Berlin". Die Wolke könne in der Mitte des Schlossplatzes Aufgaben des Stadtmarketings übernehmen. Der White Cube könne dagegen als einfache Ausstellungshalle auf die sogenannte Schlossfreiheit an der Spree gebaut werden. Gespräche mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung habe es bereits gegeben.

Die Schlossfreiheit gehört, im Gegensatz zum restlichen Platz, nicht dem Bund, sondern dem Land. Auf dem leerstehenden Platz könne man jederzeit mit dem Bau loslegen, betont Kleiner. Stadtentwicklungssprecherin Manuela Damianakis bestätigt das - auch, dass auf dem Schlossplatz genug Raum für mehrere temporäre Bauten sei: "Wenn der Palast erst einmal weg ist, haben Würfel, Wolke, Humboldtbox und Grünfläche ohne Probleme nebeneinander Platz".

Der Palastabriss soll Ende 2008 abgeschlossen sein, das Stadtschloss 2010 kommen. Dazwischen bliebe ein gutes Jahr für Wolke, Würfel - oder alle beide. Die aufwändige Wolke von Graft, die auf einer Initiative des Magazins "Monopol" beruht, wird von Hollywood-Star Brad Pitt unterstützt und verspricht vor allem Glamour. Der Krischanitz-Würfel, Remake der temporären Kunsthalle in Wien, wird von "White Cube Berlin" und der Stiftung Zukunft Berlin favorisiert. Er gilt als praktikablere Variante.

Bis heute müssen beide Projekte ihre Baupläne und Finanzierungs sowie kuratorisches Konzept bei der Kulturverwaltung einreichen. Die Entscheidung über Wolke oder Würfel wollte der Senat im Oktober fällen. Doch Kulturchef Klaus Wowereit (SPD) machte einen Rückzieher. Letzte Woche verschob er die Entscheidung überraschend auf Ende des Jahres.

Die Chance einer Eröffnung des neuen Kunstorts zur Berlin-Biennale am 5. April 2008 ist damit vertan - und weitere wertvolle Zeit zur Zwischennutzung verstreicht. Die Hallenaktivisten sind darüber verärgert und spekulieren über die Gründe:

Während Volker Hassemer von der Stiftung Zukunft Berlin, die mit 850.000 den "White-Cube"- Entwurf finanziert, der Bürokratie die Schuld gibt, kursieren in der Kunstszene ganz andere Gerüchte. Hinter der verzögerten Entscheidung, heißt es, stecke die Monopol-Initiative selbst. Für ihre Neun-bis Zehn-Millionenwolke hätten sie nämlich noch keinen Sponsor gefunden -und deshalb beim erklärten Wolkenfreund Wowereit um Aufschub gebeten.

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