Schlossplatz: Kunsthalle bleibt Luftnummer

Alle wollen Kunst auf der Leerstelle des Palasts der Republik - doch der Senat bremst: Bis 2009 gibt's nur Provisorisches.

Entwurf einer Kunsthalle am Schlossplatz Bild: white cube

Der Bau der Kunsthalle ist noch nicht einmal beschlossene Sache - als Nachbarin ist der Ausstellungsort bei vielen aber schon heiß begehrt. Museen und Galerien überbieten sich derzeit mit Argumenten, warum die moderne Kunst ausgerechnet an ihrer Seite am besten gedeiht. Doch der Senat schiebt die Standortfrage vorerst von sich.

Im ehemaligen Blumengroßmarkt an der Friedrichstraße könnte die zeitgenössische Kunst auf Berlinische Galerie und Jüdisches Museum abstrahlen; im Postfuhramt an der Oranienburger Straße könnte sie der Kunstmeile Mitte eine weitere Attraktion hinzufügen. An der Heidestraße wird die Kunsthalle am dringendsten herbeigesehnt. Eugen Blume, Kurator des Hamburger Bahnhofs, machte am Montag massiv Werbung für die Freifläche hinter seinem Haus. Eine Kunsthalle sei dort "vielversprechender" als etwa auf dem Schlossplatz, verkündete er. Das ist auch ganz im Sinne der aufstrebenden Galerienszene an der Heidestraße, die aus einer öden Gewerbemeile den nächsten Kunst-Hotspot der Hauptstadt machen will. Bekannte Anrainer wie Graft Architekten oder die Galerie Frühsorge hätten sicher nichts gegen mehr Glamour in der Gegend.

Jetzt aber erteilte die Kulturverwaltung allen voreiligen Spekulationen eine klare Absage. Eine landeseigene Kunsthalle sei erst zum Ende der Legislaturperiode 2011 zu erwarten, stellte Thorsten Wöhlert, Sprecher des Kulturstaatssekretärs André Schmitz, klar. Die Standortfrage stelle sich dabei erst ganz am Ende. "Nach den Haushaltsberatungen werden wir Ende dieses Jahres über das kuratorische Konzept sprechen", erläuterte Wöhlert das geplante Vorgehen. "Erst wenn die Inhalte geklärt sind, ist die Finanzfrage dran. Und schließlich auch der Ort."

Die zahlreichen Nachbarn in spe müssen sich wohl noch mindestens zwei Jahre lang gedulden. Denn im Berliner Doppelhaushalt 2008/2009 sind Mittel für eine Kunsthalle nicht vorgesehen.

Wenn der Senat in Sachen moderne Kunst Entscheidungen trifft, geht es erst einmal um eine privat finanzierte temporäre Kunsthalle. Diese soll ganz ohne Landesmittel auskommen und als Versuchsballon für einen staatlichen Ausstellungsort dienen. Auch in diese Diskussion ist jetzt noch einmal Bewegung gekommen. Am Montag lief die Bewerbungsfrist für eine temporäre Kunsthalle auf dem Schlossplatz aus.

Auf dem Schreibtisch von Kulturstaatssekretär André Schmitz lagen aber nicht nur die bekannten zwei Konkurrenten, der "White Cube" von Adolf Krischanitz und die "Wolke" von Graft Architekten. "Wir haben einen dritten Mann", so Kultursprecher Wöhlert. Bei dem Überraschungskandidaten handelt es sich um den Berliner Architekten Maik Seidel, der sich schon im Palastbündnis für den Schlossplatz engagiert hatte.

Bis spätestens Ende des Jahres will der Senat darüber entscheiden, wer die temporäre Kunsthalle bauen darf - und wo. Solange unklar ist, wann die Palastruine endgültig verschwunden sein wird und wann der Bund mit dem Schlossneubau beginnt, ist der modernen Kunst noch nicht einmal das provisorische Heim am Schlossplatz sicher.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.