Hausprojekte: "Manchmal fehlen nur ein paar tausend Euro"

Es gebe weiterhin viele Gruppen, die eine Hausgemeinschaft gründen wollen, sagt die grüne Landeschefin Barbara Oesterheld. Oft kämen sie bei Grundstückskäufen jedoch nicht zum Zug, weil das Land nur zu Marktpreisen verkauft.

taz: Frau Oesterheld, wer zieht heute noch in Wohnprojekte?

Barbara Oesterheld: Oh, es gibt noch eine ganze Menge Gruppen, die das möchten. Zum Beispiel in der Rigaer Straße. Oder die ehemaligen Bewohner der Yorckstraße. Aber auch andere wollen gerne eine Hausgemeinschaft gründen.

Die Erbengeneration schließt sich in Baugruppen zusammen. Die weniger Betuchten bekommen keine Unterstützung mehr, seit der Senat die bauliche Selbsthilfe abgeschafft hat.

Das ist auch der Grund, warum wir den Solidaritätsfonds wollen. In der Vergangenheit wurden an die 300 Häuser über die bauliche Selbsthilfe gefördert. Die hatten zum Teil sehr gute Konditionen. Bei manchen Projekten sind auch die Darlehen abgezahlt, sodass genau diese Häuser jetzt den neuen Gruppen helfen können, damit diese die gleichen Chancen haben.

Der Appell an Solidarität entspricht dem Geist der Achtzigerjahre. Ist das realistisch?

Ich glaube schon. Es gibt auch ein paar Häuser, die gleich erklärt haben, dass sie da mitmachen. Es sollen aber auch Einzelpersonen den Fonds unterstützen können.

Wie viel Geld braucht ein solcher Fonds, um neue Projekte anzuschieben?

Es geht uns nicht darum, komplette Projekte anzuschieben. Das Ziel ist vielmehr, fehlende Finanzierungen auszugleichen. Manchmal fehlen da nur ein paar tausend Euro. Andere stehen vor dem Problem, dass sie einen Pachtvertrag haben und kaufen müssen, obwohl sie Selbsthilfe gemacht haben. Wir wollen auch da helfen, wo größere Instandsetzungsmaßnahmen erforderlich sind. Im Grunde geht es darum, Kredite für Selbsthilfehäuser günstig zu machen.

Wird es irgendwann eine Renaissance des gemeinschaftlichen Wohnens geben?

Das ist gerade im Bereich des Altenwohnens ein spannendes Thema. Da entstehen neue Formen des Wohnens, vom generationenübergreifenden Wohnen bis hin zum Beginn der Pflegebedürftigkeit. Und natürlich wird es immer junge Leute geben, die andere Wohnformen ausprobieren wollen.

Ist die Berliner Politik da gut aufgestellt?

Es gibt auf der einen Seite die Zusage, bei Baugruppen und Wohnprojekten günstigere Grundstücke zur Verfügung zu stellen. Doch das war schon in der Vergangenheit nicht sehr erfolgreich. Schließlich wird der Liegenschaftsfonds aufgefordert, die Grundstücke meistbietend zu verkaufen. Das heißt, solche Träger kommen in der Regel gar nicht zum Zuge.

Was muss passieren: Soll Berlin wie Hamburg 15 Prozent der Grundstücke für Wohnprojekte zur Verfügung stellen?

Die Prozentzahl ist das eine. Die entscheidende Frage ist aber, ob wir bereit sind, einen Abschlag beim Verkauf der Immobilien hinzunehmen. Da, wo Baugruppen sich den Marktwert leisten können, sollten sie zumindest Vorrang vor anderen Investoren bekommen.

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