Kreuzberg: Anbandeln unter Kanalbäumen

Das Wasserschutzamt stellt Anwohnern Modelle zur Sanierung des Landwehrkanals vor. Dabei geht es um die Zukunft der Kanalbäume, vor allem aber um die Rückgewinnung verlorenen Vertrauens.

Zweierlei galt es am Samstag zu retten: den Landwehrkanal mit seiner Baumbepflanzung und die Stimmung von Naturschützern und Kreuzberger Anwohnern. Die war so mies, dass sich Thomas Menzel und Hartmut Brockelmann vom Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) zur Beruhigung der Kritiker etwas einfallen lassen mussten. Das ist ihnen gelungen: In einer großen Informations- und Ausspracheshow im Kreuzberger Umspannwerk einigten sich beide Seiten darauf, sich gemeinsam darüber einig zu werden, was mit dem Landwehrkanal geschehen soll.

Der muss saniert werden, weil die hölzerne Wand des 100 Jahre alten Kanals faulig ist und das dahinterliegende Füllmaterial vom Schiffsverkehr ausgeschwemmt wird. Das ganze Ufer ist dadurch absturzgefährdet. Damit die Bäume am Kanalrand nicht auf vorbeifahrende Schiffe kippen, hat das WSA gegen den Willen von Anwohnern und Naturschützern 38 Bäume gefällt, 22 davon am 5. Juli. Das war der Tag, an dem der Berliner Amtsleiter Brockelmann mit den Protestinitiativen diskutierte. Die fühlten sich verschaukelt und waren wütend. Als dann auch noch Kritik an der üppigen Personalausstattung des Amts laut wurde und sich das Bundesverkehrsministerium einschaltete, drohte neben dem Ufer auch der Ruf des Amtes ins Rutschen zu geraten.

Brockelmanns Vorgesetzter Thomas Menzel zog daraufhin die Notbremse und kündigte ein Mediationsverfahren an, in dem alle Beteiligten - Anwohner, Naturschützer, Denkmalpfleger, Schiffsreeder, Bezirksamt und WSA - eine gemeinsame und transparente Lösung finden sollen, wie das Ufer saniert werden kann. Am Samstag hat das WSA seine Ankündigung nun umgesetzt.

Amtsleiter Brockelmann eröffnete die Veranstaltung vor rund dreihundert Teilnehmern mit einem Hauch von Demut und gestand, "dass wir unser Handeln nicht in ausreichendem Maße transparent gemacht haben - das soll sich nun ändern". Und Thomas Menzel zeigte sich gegenüber einer kritisch gestimmten Zuhörerschaft "beeindruckt über das große Engagement der Bürgerinnen und Bürger". Auf das Mediationsverfahren sei er "gespannt wie ein Flitzebogen".

Vor der Aussprache stellte das Berliner Büro Plass Ingenieure Entwürfe dazu vor, welche Maßnahmen zur Sicherung des Ufers überhaupt denkbar sind. Unter den insgesamt elf Szenarien findet sich eine Variante, bei der die Uferwand unter Opferung der Bäume durch eine flach ansteigende Böschung ersetzt würde. Eine andere sieht vor, den Kanal einfach aufzuschütten und damit zwar die Bäume zu retten, den Durchfluss aber auf ein kleines Rinnsal zu verdünnen.

Doch die Entwürfe standen am Samstag nicht im Mittelpunkt. Es ging darum, "Vertrauen zurückzugewinnen", wie es Stefan Kessen, einer der beiden Mediatoren, formulierte. Zu den vertrauensbildenden Maßnahmen gehörte vor allem die Zusicherung, dass das WSA in Zukunft keinen Baum anrührt, ohne vorher mit den Initiativen gesprochen zu haben - auch bei akuter Gefahr im Verzug.

Für alle weiteren konkreten Planungsschritte schlugen die Mediatoren ein Forum von etwa 30 Teilnehmern vor, die als Abgesandte ihrer Interessenvertretungen entscheidungsbefugt sind. Vertreter der Bürgerinitiative Bäume am Landwehrkanal, Naturschützer und Schiffbetreiber begrüßten das Mediationsverfahren, das nun anlaufen soll. Wann und wie es endet, das, so Kessen, "bestimmen nur die an der Mediation Beteiligten".

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